Dienstag, 26. Juli 2016

| Rezension | Harry Potter und der Gefangene von Askaban


 

Fakten 

 
Originaltitel: Harry Potter and the prisoner of Azkaban
Originalsprache: Englisch
Autor: J. K. Rowling
Erscheinungsdatum: 1999
Harry Potter und der Feuerkelch
Harry Potter und der Orden des Phönix
Harry Potter und der Halbblutprinz
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes
Seitenanzahl: 448 Seiten
 
 
deutsches Cover

 
Inhalt 
  

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Diesmal läuft in den Ferien schon alles so schief, dass Harry befürchten muss, aus Hogwarts rauszufliegen, weil er seine unerträgliche Muggeltante Magda mit einem Schwebezauber an die Zimmerdecke befördert hat und dann ganz einfach abgehauen ist. Und während er sich noch ausmalt, ein Leben als Verbannter zu führen, fängt ihn das Zaubereiministerium ein und er landet zu seiner eigenen Verblüffung pünktlich zum Schulbeginn im Schloss. Doch jetzt geht der Ärger erst richtig los! Wieso versteckt sich ein in allen Welten gefürchteter Verbrecher im Schloss? Wie konnte er überhaupt eindringen? Und wieso ist er eigentlich gerade hinter Harry her? Irgendwie scheint Harry die Sache viel komplizierter, als man ihn glauben machen möchte. Gemeinsam mit seinen Freunden Ron und Hermine versucht er, ein Geflecht aus Verrat, Rache, Verleumdung und Feigheit aufzudröseln, und stößt dabei auf schier unglaubliche Dinge, die ihn fast an seinem Verstand zweifeln lassen.
 

Meine Meinung

 

Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ setzt wenige Woche nach dem Vorgänger an, das Wichtigste wird nochmal im richtigen Moment erklärt und dann geht es auch schon relativ schnell los mit den Geschehnissen. Der Leser muss also nicht erst ewig lange warten und sich durch unzählige Wiederholungen und Erklärung quälen um mal etwas Spannendes zu lesen

Die Protagonisten werden älter und entwickeln sich dementsprechend weiter. Sie erreichen jetzt langsam die Pubertät und demnach rücken auch immer mal wieder Teenieprobleme in den Vordergrund. Ebenso wie sich der Humor weiterentwickelt – auf positive Art und Weise. Ich bin ja kein großer Fan von pubertierenden Teenies, doch ich muss Harry, Ron und Hermine lassen, dass sie nicht so unausstehlich werden wie manch anderer. Auch wenn man über einige Entscheidungen und Aussagen einfach nur den Kopf schütteln kann. Immerhin denken sie jetzt einen Schritt weiter und stürzen sich nicht komplett kopflos in das nächste Problem. Auch entwickelt sich die Freundschaft des Trios kontinuierlich weiter. J. K. Rowling hat ein Händchen für realistische Freundschaften; sie legt viel Wert auf die kleinen Dinge, das Nebensächliche, das Alltägliche was eine Freundschaft über Jahre hinweg formt. Natürlich verläuft nicht alles reibungslos. Es gibt kleine Streitereien und auch mal einen großen Streit, aber all das ist vollkommen normal. Wenn ich mal daran denke, worüber ich mich in diesem Alter mit meinen Mädels gestritten habe. Das würde uns heutzutage, mit Anfang/Mitte zwanzig, gar nicht mehr einfallen, wegen solchen Sachen auch nur ein bisschen beleidigt zu sein.

Der Schulalltag ist immer noch der absolute Knaller. Erschaffen mit so viel Sorgfalt, an jeder Ecke gibt es Details, die nicht immer sofort auffallen. Wieso ist Hogwarts nicht echt? Ich bin jetzt vielleicht nicht jemand der die Nächte durch lernt, doch in Hogwarts würde ich breit grinsend die Nacht durchackern. Die Lehrer und Mitschüler sind ständig teil des Geschehens und einige Auserwählte rücken auch immer mal wieder in den Vordergrund. Es ist wirklich schade, dass man bisher nicht viel über die Hintergrundgeschichten einzelner Personen erfahren hat. Ich finde sowas ja immer hochinteressant und interessiere mich durchaus für die Vorgeschichte von einigen Charakteren.

Auch der Rest der Zaubererwelt wird nun etwas mehr ausgeweitet. Da wären zum Beispiel das Dorf Hogsmeade und das Gefängnis Askaban. J. K. Rowling erweitert ihre Welt also, nachdem sie innerhalb ihrer eigenen Mythologie auch wirklich eine Daseinsberechtigung für diese Orte gefunden hat. Sie zaubert also nichts völlig sinnlos herbei und erwartet dann, dass man das schluckt. In „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ werden auch die Dementoren eingeführt, die allgemein bekannt ja Depressionen darstellen sollen. Für einen Menschen wie mich, der Depressionen hatte und sie besiegt hat, ist diese Darstellung auf einer Ebene berührend, die sich andere Menschen vielleicht gar nicht wirklich vorstellen können. Wie schön wäre es doch gewesen die Depressionen mit einem hübschen „Expecto Pratonum“ zu verjagen ...

Doch auch die eigentliche Handlung kommt diesmal nicht zu kurz. Die Autorin streut immer wieder Kleinigkeiten ein, die oft nicht wichtig erscheinen und nicht wirklich auffallen, weil genau das einfach ihren Schreibstil ausmacht. Doch diese Details werden später aufgegriffen und ergeben dann am Ende Sinn und tragen zur Lösung des Rätsels bei. Die neuen Charaktere die hier im Vordergrund stehen, Sirius und Lupin, sind interessant und gut geschrieben und ich hätte mir noch viel mehr von ihnen gewünscht. Ich finde sie funktionieren sehr gut zusammen und ich finde die gemeinsame Geschichte alter Freunde ja eh immer toll. Für sowas kann ich mich richtig begeistern, wenn Menschen gemeinsam viel durchgemacht haben und sich jahrelang bereits kennen. Allgemein ist die komplette Geschichte um die Rumtreiber sehr vielversprechend, auch wenn sie etwas hastig erzählt wurde.

Durch diese neuen Charaktere lernt Harry nun etwas über die Vergangenheit seiner Eltern und ich habe auch jetzt noch dasselbe Problem damit, wie vor vielen Jahren. Harry ist einfach nur geblendet. Ja, er ist dreizehn und Vollwaise, das heißt ich kann mich nicht komplett in ihn hineinversetzen. Aber für ihn sind seine Eltern Heilige, allen voran Daddy, der ja nun wirklich das Gegenteil war. Und es gibt auch genügend Beweise und Aussagen dagegen, aber das interessiert Harry gar nicht. Für ihn ist Daddy der King und ich kann da ab und zu nur den Kopf schütteln, auch wenn es lustig ist, wenn Harry und Snape sich deswegen anzicken.

Die ganze Zeitreisegeschichte zum Schluss ist dann irgendwie … ich weiß nicht, irgendwie wirkt das auf mich nicht ganz schlüssig. Zeitreisen sind so komplex und kompliziert. Die ganze Zeitreise hatte nämlich absolut gar keinen Sinn. Alles was die gemacht haben war ein Vieh retten. Ich meine, es ist 'ne Zeitreise und Hermine hatte den Zeitumkehrer als Modeschmuck um den Hals hängen. Hätten die sich nicht fünf Minuten hinsetzen können und darüber nachdenken können wie sie die Dinge gerade biegen? Es passiert beim zweiten Mal alles ganz genauso wie beim ersten Mal, mit dem einzigen Unterschied das Seidenschnabel gerettet wurde. Das ist völlig sinnlos. Man hätte sehr viel mehr machen können, wenn man sich mal die Zeit zum Nachdenken genommen hätte!

Zum Schluss muss ich noch sagen, dass ich die Details absolut liebe. Ja, ich wiederhole mich. Ich weiß. Aber ich liebe es wie J.K. Rowling alles miteinbezieht. Diese ganzen Kleinigkeiten machen die Bücher zu etwas Besonderem. Die Tatsache, dass wirklich niemand perfekt ist und auch keiner so dargestellt wird. Dass trotz dem ganzen magischem Klimbim zutiefst menschliche Probleme im Vordergrund stehen … Achja und eine Sache noch, die mich wirklich aufgeregt hat: Wieso zur Hölle siezen sich Snape und Lupin? Ja, sie sind beide Lehrer. Dass die sich vor den Schülern siezen mag man noch verstehen (auch wenn andere Lehrer sich vor den Schülern duzen, aber okay). Aber die kennen sich seit sie elf Jahre alt waren. Wieso siezen die sich während des Showdowns in der Heulenden Hütte? Das ist doch eine Unterhaltung auf eher privater Ebene. Feindselig und fies und beleidigend, aber privat. Und Sirius und Snape duzen sich ja auch. Was ja auch verständlich ist. Wieso siezen sich Snape und Lupin? Boah, deutsche Sprache!! Das ist mir früher nie aufgefallen. Aber die kennen sich seit über zwanzig Jahren und waren schonmal beim „Du“, wieso siezt sich man sich dann? Das ist voll sinnlos und hat mich richtig gestört beim Lesen. Es ist aber schön, dass so eine Kleinigkeit mein größtes Problem mit der Geschichte ist ...
 

Fazit


Alles in allem ist „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ ein sehr guter dritter Band. Es ist nicht mehr ganz so kindisch, wird langsam düsterer und die Vergangenheit verschiedener Charaktere wird näher beleuchtet. Vielleicht kann man diesen Teil sogar als Füllerband sehen, aber er ist echt reich an Informationen. Und ich liebe immer noch den trockenen Humor und die grandiosen Nebencharaktere!
 
 
5/5 Sternen
 

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