Montag, 2. April 2018

| Eigenes | Fass mich an. Berühre mich. Ich liebe dich. Und wie sie nicht alle heißen.

1. Kapitel

Unsere Geschichte beginnt an einem verregneten Oktoberabend.
Es war Samstagabend und Miriam stand vor dem Spiegel, drehte sich immer und immer wieder im Kreis um sich zu begutachten.

Ich will euch nicht vorenthalten, dass das ein wahnsinnig langweiliges Unterfangen war. Die 18- jährige entdeckte ständig irgendeinen Makel an ihrem jungen Körper, sah Dinge die ihr nicht in den Kram passten, die jedoch außer ihr niemand zu bemerken schien.

Ihre Haare waren zu blond, ihre Augen zu klein, die Nase zu groß, die Lippen zu dünn. Die Brüste zu klein, der Arsch kaum der Rede wert. Ihr ständiges Gejammer wurde von den Menschen, die Zeit mit ihr verbrachten nicht wirklich zur Kentniss genommen.

Denn, Miriam war eine wunderschöne junge Frau; selbstverständlich der wahrgewordene feuchte Traum eines jeden jungen Mannes. Ich will auch gar nicht zu sehr ins Detail gehen, denn sonst werde ich vor lauter Perfektion noch anfangen zu schreien.

An besagtem Abend stand die junge Frau nun also vor dem Spiegel und jammerte ununterbrochen über ihre nicht vorhandene Schönheit, ihre Durchschnittlichkeit.

Seit mehreren Minuten blockierte sie das Badezimmer. Vor der Tür hatten sich bereits die drei anderen Damen die in dieser WG lebten zusammengerottet und warteten darauf dass Miriam herauskam.

Der Abend war eine Premiere. Die Weiber-WG würde zum ersten Mal zusammen losziehen und die Clubs der Stadt erkunden, wollten ihren frisch gewordenen Zusammenhalt zelebrieren.

Mit einem tiefen Seufzer, den ich persönlich etwas zu dramatisch fand, wandte Miriam sich endlich von ihrem Spiegelbild ab und öffnete die Badezimmertür.

"Du siehst so heiß aus!" kam prompt ein Kommentar von Michelle. Einer großen brünetten Dame, die sich wahnsinnig viel auf ihr makelloses Aussehen einbildete. Im Endeffekt aber nur ein leerer Kopf mit Wahnsinnskörper war.

Was guckt ihr denn so? Ich habe nicht versprochen, dass ich hier unparteiisch die Geschichte dieser Grazien erzählen werde. Ich sage es euch doch nur wie es ist; wenn ihr damit nicht klarkommt, dann hört doch einfach auf zu lesen. Meine Güte, also wirklich. Meine Kreativität zu unterdrücken, so weit kommt es noch.

Jedenfalls, errötete Miriam auch sofort. Natürlich, war sie die Schüchternheit in Person und konnte mit solch banalen und alltäglichen Kommentaren absolut gar nichts anfangen. Dass das praktisch der Job der besten Freundin ist, kam ihr nicht mal ansatzweise in den Sinn.

Die vier Damen bewegten sich nun alle im Gänsemarsch Richtung Garderobe um sich viel zu kurze kunterbunte Lederjäckchen über die knappen Outfits zu streifen.

Sie würden die Nacht zum Tag machen, richtig auf die Kacke hauen.
Der spärlich bekleidete Haufen verließ die Wohnung mit viel Gekicher und überschwänglichen Kommentaren. Leider, ist niemand auf seiner Schleimspur ausgerutscht. Das wäre doch mal was gewesen!

Alle vier hatten nicht mehr als ein kurzes Kleidchen an, in denen sie auch sofort froren, als sie die stark befahrene Hauptstraße entlangstöckelten. Keine von ihnen wollte jedoch zugeben, dass man manchmal doch eher nach dem Wetter anstatt dem Knappheitsgrad gehen sollte.

Unterwegs begutachteten sie die weibliche Konkurrenz die ebenfalls zum angesagtesten Club der Stadt unterwegs war. Es wurde tüchtig gelästert; da waren die Schuhe zu hoch, das Kleid zu kurz, die Schminke zu stark, die Art und Weise zu gewollt.

Ich hätte den Mädels am liebsten für diese Doppelmoral auf die Köpfe gespuckt. Aber ich bin leider nur ein absolut voreingenommer und parteiischer Erzähler.

Vielleicht sollte ich euch mal etwas über unsere Weiber-WG erzählen. Miriam habt ihr ja jetzt schon kennengelernt; das graue Mäuschen mit den wahnsinnig eindrucksvollen blauen Augen.
Dass sie ein graues Mäuschen ist, glaubt auch nur sie, aber dazu später mehr.

Dann wäre da noch Michelle, die im Leben bisher mehr Glück als Verstand gehabt hatte, gerne mal einen über den Durst trank und auch sonst meist nur unnütze Dekoration in jeglichen Lebenslagen war.

Miriam und Michelle waren seit dem Kindergarten die besten Freundinnen, mit ganz vielen kitschigen Schwüren und Freundschaftsbändchen, Übernachtungspartys und peinlichen Geheimnissen. So eine richtige Mädchenfreundschaft bei der man solidarisch jede andere Frau einfach nur aus tiefstem Herzen hasste.

Warum genau die beiden sich dann zu Beginn des ersten Studienjahres eine WG mit zwei ansehnlichen Damen gesucht hatten ist mir ein Rätsel. Aber gut, mich fragt ja auch niemand.
Da wäre zum einem Alyssa, die älteste im Hühnerstall. Mit ihren einundzwanzig Jahren hatte sie noch nicht viel im Leben gerissen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie sich ihren Schulabschluss und den Studienplatz nicht einfach gekauft oder ervögelt hat.

Diese Dame färbte sich ihre langen Haare in einem kräftigen feuerrot, trug viel zu viel Make-Up, war jedoch am lautesten wenn es darum ging andere Frauen ohne Grund schlecht zu reden.
Wie gesagt, auf den Kopf spucken ist eine wirklich verführerische Idee.

Die letzte der Grazien war Sheryl. Mit ihrem Strippernamen hatte sie es nicht immer leicht im Leben gehabt. Die Männer waren ihr ungewollt schon viel zu nah gekommen; außerdem hatte ihr Vater sie und ihre Mutter bereits im Kindesalter eiskalt sitzen lassen. Und genau darüber definierte Sheryl sich auch. Sie spielte das ewige Opfer und wurde von allen verhätschelt wie ein Hund.
Aber gut, es steht mir nicht zu so viel zu urteilen. Fahren wir lieber fort.

Nach ewigem rumgestackse und kindischem Gekicher, Gesprächen mit weniger Inhalt als eine Tütensuppe und der regelmäßigen Überprüfung ob das Make-Up und die Haare auch den leichten Nieselregen überstanden, kam die Weiber-WG am "Poison" an. DER Club der kleinen Universitätsstadt in der unsere Geschichte spielt.

Sie froren sich den knapp bekleideten Hintern ab als sie sich ganz hinten in die Schlange stellten und nur im Schneckentempo vorankamen.

Alyssa machte dem Türsteher schöne Augen, als sie nach einer halben Stunde endlich in Sichtweite der Kontrolleure kamen. Ich glaube Größe mal Breite ist eine gute Beschreibung um diesen unwichtigen Statisten zu beschreiben.

Mit viel Augengeklimper und Seufzern, Haare verstrubbeln und Hand auf die Schulter legen schaffte Alyssa es, dass unsere vier Damen umsonst in den Schuppen kamen.

Bereits im Eingangsbereich wummerte der Bass wie verrückt und verschreckte Miriam zutiefst. Sie war in ihrem Leben noch nie in einem Club gewesen. All das war völlig neu und verschreckend für sie. Mit schwitzigen Händen klammerte sie sich an Michelle, folgte ihr durch einen stockfinsteren Flur.

Die knappen Jäckchen wurden an der Garderobe abgegeben und mit schwingenden Hüften begaben die Damen sich zur Bar.

Den Barkeeper interessierte das Alter seiner Kunden überhaupt nicht, er war zu sehr damit beschäftigt seinen Speichel dort zu behalten wo er hingehörte, als er vier Cocktails zubereitete, welche mit überschwänglichem Grinsen und übertriebenem Augengeklimper entgegengenommen wurden.

Miriam sah sich ihre Umgebung genauer an. Die vielen Menschen verschreckten sie; überall rubbelten Körper aneinander, Menschen standen in kleinen Gruppen zusammen und lachten über die flachsten Witze des Jahrzehnts, betranken sich sinnlos.

So werden Clubs doch immer beschrieben, oder? Ich möchte das Klischee dieser Bumsschuppen schließlich nicht entehren.

Meiner Meinung nach übertrieb Miriam es etwas mit ihrer Schüchternheit, wie sie an der Bar stand, ihre Hände verkrampft um ihr Cocktailglas geklammert und den Blick viel zu hektisch hin- und herschießen ließ. Aber fragt mich jemand? Nein natürlich nicht!

Michelle und Alyssa mussten einiges an Überzeugungsarbeit leisten damit Miriam und Sheryl, die sich auch nicht ganz wohl fühlte, mit auf die Tanzfläche stürmten.

"Kommt doch endlich!" brüllte Alyssa über die laute Musik hinweg. Was genau das für grauenvolles Rumgestöhne war, was da als Musik betitelt war will ich euch lieber ersparen.

Auch Michelle hüpfte aufgeregt hin und her und versuchte ihre Freundinnen zum Arschwackeln zu überreden. Bereits am Anfang der einseitigen Diskussion packte sie das absolut essentiellste Argument aus, welches durch ihr mikroskopisch kleines Hirn schoss.

"Es gibt so viele heiße Kerle auf der Tanzfläche!" Alles klar. Weil dass ja auch das absolut Wichtigste an einem Mädelsabend ist. Ich dachte bisher immer dass Menschen in einen Club gehen um zu tanzen und Spaß mit ihren Freunden zu haben und nicht auf Partnersuche wie eine läufige Hündin sind. Aber, ich bin ja nur der Erzähler. Was weiß ich schon, was in diesen Klischeebeladenen Köpfen vor sich geht?

Nachdem Michelle schließlich auch noch ihren Schmollmund einsetzte, fühlte Miriam sich besiegt. Die Argumente ihrer besten Freundin waren einfach zu überzeugend. Schließlich war so ein heißes Schnittchen ja schließlich der Grund für ihre Existenz. Und ohne einen Partner war das Leben einfach nicht lebenswert. Ich glaube, ich muss euch nicht extra erst erzählen dass Miriam so ziemlich die reinste Form einer Jungfrau war die es nur geben kann, oder? Sie hatte noch nie einen Mann geküsst. Sie wurde noch nie wirklich von einem angesprochen, selbst das Wort Selbstbefriedigung bescherte unserer Heldin einen hochroten Kopf.

Nach diesem verlorenem Pokemonkampf wackelte die Weiber-WG auf die Tanzfläche; Michelle und Alyssa ließen es sofort krachen. Unkoordinierte Bewegungen, viel Arschgewackel und wirbelnde Haare, die alles in ihrer Umgebung erbarmungslos auspeitschten gegen Miriams verkrampftes von einem Fuß auf den Anderen treten. Sheryl gab sich etwas mehr Mühe, wackelte sogar etwas mit den Hüften. Doch auch sie sah aus, als hätte sie einen besonders steifen Stock in ihrem Arsch stecken.

Nach wenigen Minuten hatte Michelle auch sofort einen Verehrer. Einen großen Kerl mit breiten Schultern, muskulösen Armen und grünen Augen. Schließt den Typen nicht zu sehr ins Herz, der wird es nicht lange mit dem Mädel aushalten.

Miriam betrachtete ihre beste Freundin, gab sich größte Mühe sich ihren Neid nicht im Gesicht ablesen zu lassen. Auch sie wollte von so einem hübschen Kerl angesprochen werden. Sie wollte umgarnt werden, geküsst, gestreichelt. Zu mehr reichte Miriams unschuldige Fantasie nicht aus.
Nach zwei weiteren Songs hatte auch Alyssa zwei Verehrer an ihrem knappbekledeitem Arsch hängen, tanzte zwischen ihnen. Rieb sich wie ein geiles Salatgürkchen an den Beiden. Die Titten dem einen ins Gesicht gestreckt, der Arsch am Anderen reibend tanzte sie ausgelassen zu dem musikalischem Desaster namens Justin Bieber.

Nach fünfzehn Minuten war Miriam der Meinung, dass sie genug getanzt hatte. Sie fuhr sich immer wieder nervös durch ihre blonden Haare und suchte verzweifelt nach einer Ausrede die sie ihren Freundinnen auftischen konnte um sich in eine Ecke zu verziehen.

Hätte sie mich gefragt, hätte ich ihr gesagt, dass sie einfach sagen soll, dass sie keine Lust zu tanzen hatte. So schwer war das nun wirklich nicht. Aber mich fragt ja nie jemand, deswegen musste ich mit ansehen wie das Mädchen sich in eine Katastrophe hineindachte, die gar nicht existierte. Das war körperlich schon fast schmerzhaft wie Miriam immer wieder sehnsüchtig zu einem schwarzen Ledersofa hinübersah, während sie einen äußerst seltsamen Tanz aufführte, den ich liebevoll den Stock-im-Arsch-Zumba getauft habe.

Irgendwann konnte Miriam sich dann doch dazu durchringen die Tanzfläche zu verlassen (Michelle war schon fleißig am Speichel austauschen). Sheryl hatte sich schon Minuten vorher in Richtung Damentoilette verzogen. Nur Alyssa war immer noch ausgelassen am Tanzen, nur leider konnte sie sich nicht für einen der beiden Herren entscheiden, weshalb sie einen äußerst amüsanten Paarungstanz zu Dritt aufführten.

Da saß Miriam nun, vollkommen alleine auf dem Sofa. Irgendwie tat sie mir ja ein bisschen leid. Schließlich waren die Mädels zum feiern in den Club gegangen, um gemeinsam ihre Freundschaft zu genießen. Stattdessen hingen zwei von ihnen schon halb im Bett eines fremden Mannes, während die Andere unauffindbar war.

Hätte sie mich gefragt, hätte ich Miriam geraten, einfach mal ihre Freundinnen beiseite zu nehmen und denen zu sagen, dass das nicht in Ordnung war sie alleine zu lassen. Zumal ihre Busenfreundinnen durchaus über Miriams eingeschränkte soziale Fähigkeiten Bescheid wussten.
Aber ich darf ja nicht mitmischen, ich muss berichten.

Irgendwann kam Sheryl von der Toilette wieder; die Arme zitterte am ganzen Leib, ihre Schminke war verwischt.

Miriam sah sie erschrocken an, als ihre Mitbewohnerin sich schwerfällig auf das Sofa fallen ließ, den Kopf in den Händen vergrub und herzzerreißend anfing zu schluchzen. Das war jetzt nicht sarkastisch gemeint, Freunde. Das Mädchen tat mir wirklich unwahrscheinlich leid.

Aufgrund der Geräuschkulisse konnte Miriam nicht herausfinden was ihrer Freundin fehlte; doch Sheryl wollte sich auch partout nicht vom Fleck bewegen. Aufgrund dieses Dilemmas entschied die sich doch noch mal einen Versuch zu wagen und sich auf die Tanzfläche zu stürzen um Michelle oder Alyssa ausfindig zu machen.

Miriam schob sich vorsichtig durch die Menschenmenge, zuckte immer wieder verschreckt zurück, sobald ein Körperteil sie streifte. Es war wirklich zum Fremdschämen, wie sie sich besonders klein und dünn machte, große Lücken in der Menschenmenge abwartete um dann schüchtern hindurchzuhuschen. Sicher, Miriam war eine schüchterne junge Frau. Doch, wenn jemand heulend auf dem Sofa sitzt und ich Hilfe brauche, dann boxe ich mich durch diesen Haufen durch.
Ach, könnte ich doch nur mit Miriam sprechen. Sie könnte so viel von mir lernen.

Orientierungslos wankte das Mädchen durch den Club, ließ ihren Blick immer und immer wieder über die Tanzfläche und die Bar gleiten, konnte jedoch keine ihrer Freundinnen finden.
Beide Damen waren bereits mit ihren jeweiligen Tanzpartnern zur privaten Aftershow Party verschwunden, doch das wusste Miriam noch nicht. Nein, sie suchte verzweifelt Unterstützung, fand jedoch keine.

Also, drehte sie sich um und kämpfte sich erneut durch die schwitzende Menge. Auch beim zweiten Mal ging sie dabei sehr vorsichtig an die Sache heran, anstatt sich einfach durchzudrängeln, so wie alle es taten. Manche Dinge durfte man schon mal hin und wieder machen, vor allem wenn die Freundin Rotz und Wasser heulend auf dem Sofa sitzt und völlig apathisch in ihre Hände sabbert.
Als Miriam bei ihrer Mitbewohnerin ankam stand sie einige Sekunden reglos vor ihr, verzweifelt überlegend was sie denn nun tun sollte. Schließlich entwickelte sie für einige Sekunden mal sowas wie Courage und zog Sheryl einfach an den Handgelenken hoch.

Sie legte ihr einen Arm um die Taille und schleppte sie in Richtung Ausgang. Sheryl hatte inzwischen weitesgehend aufgehört hysterisch zu schluchzen, hing jetzt nur teilnahmslos rum und ließ sich durch die Menge bugsieren. Ein bisschen hätte sie ja mal mitarbeiten können, so schwer war laufen nicht.

Als die beiden Frauen sich endlich zur Garderobe durchgekämpft hatten, ihre nutzlosen Marken abgegeben und im Austausch dafür ihre bunten Fetzen bekommen hatten sah Miriam ihn.
Meine Damen und Herren, sie sah ihn. Ihren absoluten Traummann. Der Mann um den sich zukünftig ihr gesamtes Sein drehen wird.

Schließt den Typen bloß nicht ins Herz, denn er ist ein absoluter Bilderbuch Psychopath.
Aber das war unserer naiven und, Hand aufs Herz, dummen Miriam egal. Beziehungsweise wusste sie es ja damals noch nicht. Denn sie war viel zu sehr damit beschäftigt ihn anzusehen.
Er stand an die Wand gelehnt da, gehüllt in eine atemberaubend auffallende absolut handelsübliche Lederjacke, rauchte eine Zigarette und unterhielt sich mit einer jungen Dame, die mehr Haut als alles andere zeigte.

Miriam begutachtete augenblicklich diese offentsichtliche Konkurrenz, verurteilte deren Kleidungsstil. Dass sie selbst mehr Gürtel als Rock trug, war ihr egal. Denn diese Frau machte sich an ihren Traummann ran, behauptete sie einfach. Sie wusste nichts darüber was davor oder danach passierte, stempelte die Dame jedoch sofort als Hure und ihn als Weiberhelden ab. Sie war rasend eifersüchtig.

Ich kann es nicht mit endgültiger Sicherheit sagen, doch ich bin mir ziemlich sicher dass Miriam zum ersten Mal in ihrem Leben einen feuchten Schlüpper hatte. Leck mich doch am Zückerli, verliert unsere Prachtdame etwa langsam ihre Unschuld? Na, das geht ja deutlich schneller als in der realen Welt. Aber, wir sind hier ja auch in einer qualitativ unterirdischen Geschichte gefangen. Von daher, ist es vollkommen normal so zu empfinden.

Und ihr Traummann ... ja, wie sah er denn nun aus? Er war groß und muskulös, mit breiten Schultern. Seine Arme waren komplett mit schwarzen ineinanderverschlungenen Tattoos übersät. Seine Augen leuchteten in einem geheimnisvollem Grauton. Ach, scheiß drauf!

Er sah halt gut aus. Stellt euch gefälligst selbst einen Typen vor, bei dem euch der Schlüpper feucht wird. Ich habe echt keine Lust irgendeinen Psychopathen in ein positives Licht zu rücken und ihn zum missverstandenem Opfer zu machen, nur weil er mal gesehen hat wie sein Hund getreten wurde. Ich weiß, ich weiß. Der Junge hat ja noch gar nichts gemacht; aber die Tattoos und die Zigarette, inklusive der freizügigen Begleitung sprechen doch für sich. Oder hat die Gesellschaft sich in diesem Punkt schon geändert?

Für einige weitere Sekunden war das Häufchen Elend an Miriams Seite vergessen, denn unser Prachtbursche sah nun Miriam an. Und er sah die wunderschönste Frau die ihm jemals untergekommen war. Ihre Unschuld roch er selbstverständlich, an ihren Augen konnte er ablesen wie überdurchschnittlich intelligent sie war.

Die Art und Weise wie sie sich um ihre weinende Freundin kümmerte zeigte ihm was für ein fürsorglicher und mütterlicher Typ Miriam doch war. Vergessen war die hübsche Frau neben ihm, er hatte nur Augen für Miriam, registrierte wie sie schüchtern den Blick abwandte und sich eine zarte Röte in ihrem symmetrischem Gesicht ausbreitete.

Seine Jagdinstinkte waren geweckt. Also, im Prinzip kam sein innerer Neandertaler zum Vorschein und das würde er zukünftig immer fühlen sobald er die Landpomeranze sah. Denn, machen wir uns nichts vor und ihr habt ja schon gemerkt, dass ich sehr wohl eine Meinung habe, obwohl ich eigentlich nur erzählen soll: er war geil auf sie. Würde das in Zukunft aber, vor allem in der Anfangszeit, sehr oft mit Liebe verwechseln.

Die Chemie stimmte von Anfang an, es war Liebe auf den ersten Blick. Die Einhörner galoppierten über die Glitzerwiese, der Engelschor begann zu singen. Kurzum: hier fängt die eigentliche Geschichte an.

Mühevoll wandte Miriam den Blick von diesem Prachtkerl ab, tat so als wäre es das absolut schwerste was sie jemals tun würde. Intimer war sie noch mit niemandem geworden. Eine einschneidene Erfahrung, die sie von Grund auf verändern würde, dieses befremdliche Blickduell.
Achso, unser kleiner Scheißkerl heißt übrigens Hunter. Ich weiß, ich weiß. Das weiß Miriam aber doch noch gar nicht! Ist mir aber egal; jetzt wisst ihr aber dass der Bursche Hunter heißt.

Er würde sehr bald seinen großen Idolen Christian Grey, Hardin Scott und Reed Royal nacheifern.
Aber zurück zu Miriam, immerhin ist sie der Star in dieser Show.
Besagter Star kämpfte nun also mit ihrer Freundin Sheryl, versuchte sie dazu zu überreden ihr pinkes Jäckchen anzuziehen, damit sie anschließend selbst den erbärmlich kleinen Fetzen überstreifen konnte.

Nach einer unnötigen Diskussion hatten die beiden es dann auf die Straße geschafft. Sheryl war immer noch völlig apathisch, ließ sich jedoch weiterhin von Miriam durch die Gegend schleppen.
Selbstverständlich gab es auf dem Weg durch die nasskalten Straßen auch die üblichen Rufe der männlichen Bevölkerung wie "Kannst du mich auch nach Hause bringen?" oder "Wie wäre es mit uns zwei?" Die absolute Krönung war das zuverlässige "Ey, du Schlampe. Bock zu ficken?" welches regelmäßig zu hinreißenden Erfolgen führt.

Es musste ja so kommen, wenn die Damen in kurzen Kleidchen durch die Gegend stolzierten.
Es ist ja nicht so, dass eine Frau anziehen kann was auch immer sie will und niemandem das Recht gebührt ihr vulgäre Dinge hinterherzurufen. Ebenso, fraglich ist es doch ob es nicht irgendwo auf der Welt auch nur einen einzigen Mann gibt, dem es nicht die ungezogene Zunge lockert, sobald mal eine Frau an ihm vorbeiläuft. Das dachte ich bisher immer, dass es da auch eine gute Prozentanzahl von Männern gibt die den Mund halten können. Aber, was weiß ich denn schon? Ich bin ja nur der Erzähler.

Mit klopfendem Herzen und ein klein bisschen überreagierend bis hin zur subtilen Paranoia kamen Miriam und Sheryl schließlich in ihrer Wohnung an. Pflichtbewusst brachte Miriam ihre zitternde Freundin ins Bett, deckte sie zu, strich ihr über die Haare. Minutenlang stand sie dramatisch seufzend und atmend neben dem Bett, starrte auf ihre schlafende Mitbewohnerin hinunter und fragte sich was man dem Mädchen nur angetan hatte.

Was auf der Damentoilette geschehen war, dass Sheryl so aufgelöst zurückgekehrt war. Welche Dämonen sie gegenübertreten musste, die sie so aus der Fassung gebracht hatten.
"Das werde ich wohl nie erfahren." seufzte Miriam dramatisch während sie leise die Schlafzimmertür zuzog. Sie hätte ihre Freundin am nächsten Tag auch fragen können was geschehen war, doch in diesem Moment war keine Zeit für Rationalität.

Mit schweren Gliedern und ausgelaugt schminkte Miriam sich ab, zog sich ihren pinken Schlafanzug an und kuschelte sich in ihr warmes Bettchen. Sie fiel in einen unruhigen Schlaf und träumte von ihrem Traummann, dessen Namen sie noch immer nicht kannte. Vor allem die grauen Augen hatten es ihr angetan; sie waren das dominante Symbol ihrer Träume.


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