Fakten
Originaltitel: The Light we Lost
Originalsprache: Englisch
Autor: Jill Santopolo
Erscheinungsdatum: 2017
Buchreihe: Einzelband
Seitenanzahl: 371 Seiten
englisches Cover |
Inhalt
Lucy und Gabe begegnen sich mit Anfang zwanzig in einem Shakespeare-Seminar. Es ist der Tag, der ihr Leben für immer verändert, und so lassen sie sich ein auf diese erste große Liebe. Doch beide haben auch eigene Wünsche. Lucy beginnt eine Karriere in New York, während Gabe als Fotograf um die Welt reist. In den dreizehn Jahren, die folgen, verändert sich ihr ganzes Leben. Nur eines bleibt gleich: ihre tiefen Gefühle. Aber ist das genug, um sie für immer aneinander zu binden?
Meine Meinung
Kennt ihr das? Ihr trefft euch mit einer alten Freundin, freut euch auf
einen entspannten Abend. Vielleicht mit einem Glas Sekt. Und besagte
Freundin jammert die ganze Nacht darüber, wie toll ihr Exfreund war; wie
sehr sie die Zeit mit ihm vermisst. Ständig vergleicht sie den
Verflossenen mit ihrem neuen Macker. Ihr mochtet den Exfreund allerdings
nie, weil er egoistisch und manipulativ war. Und ihr mögt den neuen
Freund, weil er nett und respektvoll und rücksichtsvoll ist. Tja … genau
so liest sich das gesamte Buch!
„Was
bleibt, sind wir“, erzählt die Geschichte von Lucy, die in der zweiten
Person Singular die Geschichte erzählt. Sie erzählt ihre eigene
Lebensgeschichte ihrem Stecher Gabriel. Also, eigentlich wird gesagt,
dass sie die Liebesgeschichte der Beiden erzählt, aber im Grunde erzählt
sie ihre Lebensgeschichte im Alter von 21 bis 34/35. Und meine Fresse
hat die Frau mich aufgeregt.
Lucy
und Gabriel lernen sich am 11. September. 2001 kennen; sie sind beide
Studenten in New York. Und weil man auch nicht jeden beliebigen Tag
nehmen kann, wird einer der schrecklichsten Tage der modernen Geschichte
genommen, weil das ja die völlig deplatzierten und überstürzten
Handlungen der Protagonisten erklärt. Die lernen sich an diesem Tag
kennen, gehen auf das Dach irgendeines Unigebäudes und lecken erstmal
eine Runde rum, vor der romantischen Skyline einer Stadt, in der gerade
mehrere Gebäude verbrennen und einstürzen. Yay, ich war ja gleich
begeistert.
Am
selben Tag noch kriegt Gabriel einen Anruf seiner Exfreundin und
daraufhin sägt er seine 2-Stunden-Knutschaffäre ab und kommt wieder mit
seiner Exfreundin zusammen. Lucy lebt ihr Leben weiter, denkt
unangebracht oft, an den Typen mit dem sie einen einzigen Nachmittag
verbracht hat. Die Geschichte macht ständig Sprünge; plötzlich ist Lucy
mit der Uni fertig und geht mit ihren Freundinnen feiern. Das ist 1 ½
Jahre später; sie trifft Gabriel wieder in der Bar.
Die
beiden kommen ins Gespräch, gehen zu Gabriel und wälzen sich in seinem
Bett. Von da an sind sie ein Paar. Und in dieser Zeit ist das Buch auch
vollkommen in Ordnung. Der Erzählstil ist gewöhnungsbedürftig, aber wenn
man mehrere Kapitel am Stück liest, dann geht es, man gewöhnt sich
dran. Weder Gabriel noch Lucy waren mir wirklich sympathisch, aber sie
haben mich auch nicht aufgeregt. Sie sind halt ein junges Paar und genau
das wird auch beschrieben. Ein ganz normales Paar, auch wenn unnötig
oft erwähnt wird, wo und wann die Sex haben. Wenigstens sind mir
peinliche Beschreibungen erspart geblieben.
Vierzehn
Monate später beschließt Gabriel, dass er Fotojournalist im
Krisengebiet sein möchte. Und das klappt auch, er geht in den Irak.
Deswegen trennt er sich von Lucy, beziehungsweise trennen die sich
irgendwie in gegenseitigem Einverständnis. Hier hat es mir gefallen,
dass Lucy ihrem Freund klarmacht, dass sie nicht ihre Träume für seine
Träume aufgeben wird. Hätte sie mal machen sollen, vielleicht wäre sie
dann nicht so unerträglich geworden.
Ich
betone: die beiden waren vierzehn Monate zusammen und haben sich dann
getrennt, weil keiner seine Träume für den anderen aufgeben wollte.
Gabriel geht also in den Irak und wird zu einem Statisten degradiert,
denn genau hier ist eigentlich die Geschichte von Gabriel und Lucy
vorbei! Tja, das sieht Lucy aber nicht so.
Einige
Monate später lernt sie Darren kennen, die kommen zusammen. Und der Typ
ist voll in Ordnung. Sie sagt selbst immer und immer wieder, dass er
ein guter Mann ist; sie zum Lachen bringt, sie respektiert, sie sich
sicher und geborgen in seiner Nähe fühlt. Und trotzdem vergleicht sie in
Endlosschleife Gabriel mit Darren. Das könnte ich ja noch
nachvollziehen, wenn man wenigstens mal ein bisschen was von Gabriel
mitbekommen hätte. Aber Nope; für mich wirkte der Junge einfach nur
unreif und manipulativ und langweilig. Ehrlich, ich fand Darren um
einiges sympathischer und kann nicht mal ansatzweise verstehen, warum
man Gabriel und Lucy als große Liebesgeschichte sehen sollte.
Denn
sie bleibt bei Darren. Er fliegt mit ihr übers Wochenende nach Paris
und macht ihr einen Antrag, sie sagt ja. Und sie sagt, dass sie in
diesem Moment vollkommen aufrichtig ja gesagt hat. Und trotzdem heult
sie rum; dass er ja nicht ihr Schmatzipuffi Gabriel ist. Und er hat sich
erdreistet sie zu überraschen; sie hatte keinerlei Mitspracherecht bei
diesem Urlaub. Ist ja nicht so, dass das Ding eine Überraschung war. Und
wenn dich Überraschungen so sehr stören, dann sag was verdammt! Sag
deinem Verlobten, dass du Überraschungen nicht magst und denke das nicht
immer nur und erwarte, dann dass er deine fucking Gedanken lesen kann!
Hin
und wieder haben Lucy und Gabriel ein bisschen Kontakt; da mal eine
Mail, da mal ein Anruf, da mal ein Treffen. Und das ist ja auch in
Ordnung. Ich find's toll, wenn Expaare Freunde bleiben. Ich mochte die
Protagonisten dieser Treffen nur nicht.
Denn
in dem ganzen Buch kommt erstmal immer wieder durch wie absolut
verzogen und naiv und kindisch Lucy ist. Sie arbeitet sich langsam in
einem Fernsehsender hoch, bis sie am Ende Koproduzentin mehrerer
Kinderserien ist. Und ihr Verlobter sagt, dass er ihren Beruf niedlich
findet. Damit ist gemeint, dass sie Kinderserien macht. Sie sieht das
sofort als Angriff auf ihre Jobambitionen und ihre Eigenständigkeit als
Frau und dass Gabriel ihre Arbeit ja nie niedlich genannt hat. Nein
verdammt, hat er nicht, weil er nämlich damit beschäftigt war dich zu
bumsen, da war nicht viel mit reden in eurer verdammten Beziehung, die
nicht mal Ansatzweise so außergewöhnlich und toll und einmalig
beschrieben wurde, wie Lucy dem Leser weis machen will.
Lucy
heiratet Darren. Sie kriegt zwei Kinder mit ihm. Und sie sagt immer und
immer wieder, dass sie ihn liebt, dass er ein toller Mann ist. Aber er
ist ja nicht so wie ihr toller Gabriel; weil er anstatt aus einem
Pappkarton Wein zu saufen, lieber ein Glas nimmt. Weil er ihre Hand
drückt, anstatt die Hand zu streicheln. Weil er die Augenbrauen
hochzieht und nicht zusammenzieht. Ja, solche total dämlichen Vergleiche
zieht Lucy. Nimmt diese Vergleiche aber als Begründung warum ihre Liebe
zu Gabriel so unfassbar einmalig und selten war. Wie gesagt, in diesem
ganzen Buch nimmt die Beziehung von Gabriel und Lucy vielleicht sechzig,
siebzig Seiten ein. Der Rest ist ihre Beziehung/Ehe mit Darren. Und ich
soll das jetzt als große Liebesgeschichte zwischen Lucy und Gabriel
sehen? Ähm, nein!
Als
Lucy und Darren zehn Jahre oder so zusammen sind, sieht sie, dass er
von einer Linda angerufen wird. Und die ist ja ohne Nachnamen
eingespeichert. Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich find das
nicht seltsam. Und anstatt sie mal ihren dämlichen Mund aufmacht und mit
ihrem Ehemann redet, unterstellt sie ihm eine Affäre. Weil er Linda
ohne Nachnamen in sein Handy eingespeichert ist. Und, weil er zum
Telefonieren das Zimmer verlassen hat. Also, ich verlasse immer das
Zimmer zum Telefonieren, auch wenn ich nur einen Termin zur Massage
mache, weil es einfach mal ablenkend ist, wenn noch jemand im Raum ist!
Diese
Situation nimmt Lucy, als Anlass dafür sich mit Gabriel zu treffen.
Weil ihr Mann betrügt sie ja, weil er Linda ohne Nachnamen
eingespeichert hat. Und dann knattern Lucy und Gabriel miteinander;
locker zwölf, dreizehn Jahre nachdem sie sich getrennt haben. Und das,
obwohl Lucy (wie sie behauptet) glücklich verheiratet ist. Und weil ihr
Gabriel ja so viel besser ist als Darren, weil seine Haarfarbe eine
Nuance heller ist. Ach ja und weil Darren sie ja betrügt, weil er
einmal, den Sex abgelehnt hat.
Hat
Darren natürlich nicht, er hat ihr und den gemeinsamen Kindern und sich
ein fucking Haus gekauft! Und alles was diese dämliche Pute dazu zu
sagen hat ist, dass sie Überraschungen hasst. Linda war übrigens die
Immobilienmaklerin und steinalt. Wieso auch mal das Fressbrett aufmachen
und den Mann einfach mal fragen? Wieso auch mal eine Sekunde lang
nachdenken? Nene, lieber zum Exfreund rennen, rumheulen und 'ne Runde
vögeln.
Natürlich
wird Lucy schwanger. Sie kriegt einen Anruf aus keine Ahnung wo, dass
sie als Notfallkontakt von Gabriel angegeben wurde. Sie fliegt nach
wohin auch immer und erfährt, dass Gabriel Hirntod ist, weil er in oder
an einem explodierendem Gebäude war. Sie heult und jammert und bereut,
dass sie ihm ja nicht gesagt hatte das sie schwanger ist. Vielleicht
hätte das seine Entscheidungen beeinflusst. Dann lässt sie noch einen
Vaterschaftstest machen, bevor sie zustimmt, dass die Maschinen
abgestellt werden. Gabriel ist der Vater und „Was bleibt, sind wir“
endet mit einem Brief, den Lucy an ihr drittes und einziges Kind von
Gabriel schreibt.
So
und das soll jetzt die tolle Liebesgeschichte von Gabriel und Lucy
gewesen sein? Für mich war das eher der langweilige Bericht einer
unreifen Frau die einen Mann geheiratet hat, obwohl sie in ungesundem
Maße auf ihren Ex hängen geblieben ist. Mir tat Darren einfach nur die
ganze Zeit leid. Und ich werde dieses Buch noch heute loswerden, weil es
mich einfach nur aufgeregt hat.
0,5/5 Sternen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen