Sonntag, 6. Mai 2018

| Rant | Was bleibt, sind wir


 

Fakten


Originaltitel: The Light we Lost
Originalsprache: Englisch 
Autor: Jill Santopolo
Erscheinungsdatum: 2017
Buchreihe: Einzelband
Seitenanzahl: 371 Seiten
 


deutsches Cover
englisches Cover
  










Inhalt 

Lucy und Gabe begegnen sich mit Anfang zwanzig in einem Shakespeare-Seminar. Es ist der Tag, der ihr Leben für immer verändert, und so lassen sie sich ein auf diese erste große Liebe. Doch beide haben auch eigene Wünsche. Lucy beginnt eine Karriere in New York, während Gabe als Fotograf um die Welt reist. In den dreizehn Jahren, die folgen, verändert sich ihr ganzes Leben. Nur eines bleibt gleich: ihre tiefen Gefühle. Aber ist das genug, um sie für immer aneinander zu binden?

Meine Meinung

 
Kennt ihr das? Ihr trefft euch mit einer alten Freundin, freut euch auf einen entspannten Abend. Vielleicht mit einem Glas Sekt. Und besagte Freundin jammert die ganze Nacht darüber, wie toll ihr Exfreund war; wie sehr sie die Zeit mit ihm vermisst. Ständig vergleicht sie den Verflossenen mit ihrem neuen Macker. Ihr mochtet den Exfreund allerdings nie, weil er egoistisch und manipulativ war. Und ihr mögt den neuen Freund, weil er nett und respektvoll und rücksichtsvoll ist. Tja … genau so liest sich das gesamte Buch!

Was bleibt, sind wir“, erzählt die Geschichte von Lucy, die in der zweiten Person Singular die Geschichte erzählt. Sie erzählt ihre eigene Lebensgeschichte ihrem Stecher Gabriel. Also, eigentlich wird gesagt, dass sie die Liebesgeschichte der Beiden erzählt, aber im Grunde erzählt sie ihre Lebensgeschichte im Alter von 21 bis 34/35. Und meine Fresse hat die Frau mich aufgeregt.

Lucy und Gabriel lernen sich am 11. September. 2001 kennen; sie sind beide Studenten in New York. Und weil man auch nicht jeden beliebigen Tag nehmen kann, wird einer der schrecklichsten Tage der modernen Geschichte genommen, weil das ja die völlig deplatzierten und überstürzten Handlungen der Protagonisten erklärt. Die lernen sich an diesem Tag kennen, gehen auf das Dach irgendeines Unigebäudes und lecken erstmal eine Runde rum, vor der romantischen Skyline einer Stadt, in der gerade mehrere Gebäude verbrennen und einstürzen. Yay, ich war ja gleich begeistert.

Am selben Tag noch kriegt Gabriel einen Anruf seiner Exfreundin und daraufhin sägt er seine 2-Stunden-Knutschaffäre ab und kommt wieder mit seiner Exfreundin zusammen. Lucy lebt ihr Leben weiter, denkt unangebracht oft, an den Typen mit dem sie einen einzigen Nachmittag verbracht hat. Die Geschichte macht ständig Sprünge; plötzlich ist Lucy mit der Uni fertig und geht mit ihren Freundinnen feiern. Das ist 1 ½ Jahre später; sie trifft Gabriel wieder in der Bar.

Die beiden kommen ins Gespräch, gehen zu Gabriel und wälzen sich in seinem Bett. Von da an sind sie ein Paar. Und in dieser Zeit ist das Buch auch vollkommen in Ordnung. Der Erzählstil ist gewöhnungsbedürftig, aber wenn man mehrere Kapitel am Stück liest, dann geht es, man gewöhnt sich dran. Weder Gabriel noch Lucy waren mir wirklich sympathisch, aber sie haben mich auch nicht aufgeregt. Sie sind halt ein junges Paar und genau das wird auch beschrieben. Ein ganz normales Paar, auch wenn unnötig oft erwähnt wird, wo und wann die Sex haben. Wenigstens sind mir peinliche Beschreibungen erspart geblieben.

Vierzehn Monate später beschließt Gabriel, dass er Fotojournalist im Krisengebiet sein möchte. Und das klappt auch, er geht in den Irak. Deswegen trennt er sich von Lucy, beziehungsweise trennen die sich irgendwie in gegenseitigem Einverständnis. Hier hat es mir gefallen, dass Lucy ihrem Freund klarmacht, dass sie nicht ihre Träume für seine Träume aufgeben wird. Hätte sie mal machen sollen, vielleicht wäre sie dann nicht so unerträglich geworden.

Ich betone: die beiden waren vierzehn Monate zusammen und haben sich dann getrennt, weil keiner seine Träume für den anderen aufgeben wollte. Gabriel geht also in den Irak und wird zu einem Statisten degradiert, denn genau hier ist eigentlich die Geschichte von Gabriel und Lucy vorbei! Tja, das sieht Lucy aber nicht so.

Einige Monate später lernt sie Darren kennen, die kommen zusammen. Und der Typ ist voll in Ordnung. Sie sagt selbst immer und immer wieder, dass er ein guter Mann ist; sie zum Lachen bringt, sie respektiert, sie sich sicher und geborgen in seiner Nähe fühlt. Und trotzdem vergleicht sie in Endlosschleife Gabriel mit Darren. Das könnte ich ja noch nachvollziehen, wenn man wenigstens mal ein bisschen was von Gabriel mitbekommen hätte. Aber Nope; für mich wirkte der Junge einfach nur unreif und manipulativ und langweilig. Ehrlich, ich fand Darren um einiges sympathischer und kann nicht mal ansatzweise verstehen, warum man Gabriel und Lucy als große Liebesgeschichte sehen sollte.

Denn sie bleibt bei Darren. Er fliegt mit ihr übers Wochenende nach Paris und macht ihr einen Antrag, sie sagt ja. Und sie sagt, dass sie in diesem Moment vollkommen aufrichtig ja gesagt hat. Und trotzdem heult sie rum; dass er ja nicht ihr Schmatzipuffi Gabriel ist. Und er hat sich erdreistet sie zu überraschen; sie hatte keinerlei Mitspracherecht bei diesem Urlaub. Ist ja nicht so, dass das Ding eine Überraschung war. Und wenn dich Überraschungen so sehr stören, dann sag was verdammt! Sag deinem Verlobten, dass du Überraschungen nicht magst und denke das nicht immer nur und erwarte, dann dass er deine fucking Gedanken lesen kann!

Hin und wieder haben Lucy und Gabriel ein bisschen Kontakt; da mal eine Mail, da mal ein Anruf, da mal ein Treffen. Und das ist ja auch in Ordnung. Ich find's toll, wenn Expaare Freunde bleiben. Ich mochte die Protagonisten dieser Treffen nur nicht.

Denn in dem ganzen Buch kommt erstmal immer wieder durch wie absolut verzogen und naiv und kindisch Lucy ist. Sie arbeitet sich langsam in einem Fernsehsender hoch, bis sie am Ende Koproduzentin mehrerer Kinderserien ist. Und ihr Verlobter sagt, dass er ihren Beruf niedlich findet. Damit ist gemeint, dass sie Kinderserien macht. Sie sieht das sofort als Angriff auf ihre Jobambitionen und ihre Eigenständigkeit als Frau und dass Gabriel ihre Arbeit ja nie niedlich genannt hat. Nein verdammt, hat er nicht, weil er nämlich damit beschäftigt war dich zu bumsen, da war nicht viel mit reden in eurer verdammten Beziehung, die nicht mal Ansatzweise so außergewöhnlich und toll und einmalig beschrieben wurde, wie Lucy dem Leser weis machen will.

Lucy heiratet Darren. Sie kriegt zwei Kinder mit ihm. Und sie sagt immer und immer wieder, dass sie ihn liebt, dass er ein toller Mann ist. Aber er ist ja nicht so wie ihr toller Gabriel; weil er anstatt aus einem Pappkarton Wein zu saufen, lieber ein Glas nimmt. Weil er ihre Hand drückt, anstatt die Hand zu streicheln. Weil er die Augenbrauen hochzieht und nicht zusammenzieht. Ja, solche total dämlichen Vergleiche zieht Lucy. Nimmt diese Vergleiche aber als Begründung warum ihre Liebe zu Gabriel so unfassbar einmalig und selten war. Wie gesagt, in diesem ganzen Buch nimmt die Beziehung von Gabriel und Lucy vielleicht sechzig, siebzig Seiten ein. Der Rest ist ihre Beziehung/Ehe mit Darren. Und ich soll das jetzt als große Liebesgeschichte zwischen Lucy und Gabriel sehen? Ähm, nein!

Als Lucy und Darren zehn Jahre oder so zusammen sind, sieht sie, dass er von einer Linda angerufen wird. Und die ist ja ohne Nachnamen eingespeichert. Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich find das nicht seltsam. Und anstatt sie mal ihren dämlichen Mund aufmacht und mit ihrem Ehemann redet, unterstellt sie ihm eine Affäre. Weil er Linda ohne Nachnamen in sein Handy eingespeichert ist. Und, weil er zum Telefonieren das Zimmer verlassen hat. Also, ich verlasse immer das Zimmer zum Telefonieren, auch wenn ich nur einen Termin zur Massage mache, weil es einfach mal ablenkend ist, wenn noch jemand im Raum ist!

Diese Situation nimmt Lucy, als Anlass dafür sich mit Gabriel zu treffen. Weil ihr Mann betrügt sie ja, weil er Linda ohne Nachnamen eingespeichert hat. Und dann knattern Lucy und Gabriel miteinander; locker zwölf, dreizehn Jahre nachdem sie sich getrennt haben. Und das, obwohl Lucy (wie sie behauptet) glücklich verheiratet ist. Und weil ihr Gabriel ja so viel besser ist als Darren, weil seine Haarfarbe eine Nuance heller ist. Ach ja und weil Darren sie ja betrügt, weil er einmal, den Sex abgelehnt hat.

Hat Darren natürlich nicht, er hat ihr und den gemeinsamen Kindern und sich ein fucking Haus gekauft! Und alles was diese dämliche Pute dazu zu sagen hat ist, dass sie Überraschungen hasst. Linda war übrigens die Immobilienmaklerin und steinalt. Wieso auch mal das Fressbrett aufmachen und den Mann einfach mal fragen? Wieso auch mal eine Sekunde lang nachdenken? Nene, lieber zum Exfreund rennen, rumheulen und 'ne Runde vögeln.

Natürlich wird Lucy schwanger. Sie kriegt einen Anruf aus keine Ahnung wo, dass sie als Notfallkontakt von Gabriel angegeben wurde. Sie fliegt nach wohin auch immer und erfährt, dass Gabriel Hirntod ist, weil er in oder an einem explodierendem Gebäude war. Sie heult und jammert und bereut, dass sie ihm ja nicht gesagt hatte das sie schwanger ist. Vielleicht hätte das seine Entscheidungen beeinflusst. Dann lässt sie noch einen Vaterschaftstest machen, bevor sie zustimmt, dass die Maschinen abgestellt werden. Gabriel ist der Vater und „Was bleibt, sind wir“ endet mit einem Brief, den Lucy an ihr drittes und einziges Kind von Gabriel schreibt.

So und das soll jetzt die tolle Liebesgeschichte von Gabriel und Lucy gewesen sein? Für mich war das eher der langweilige Bericht einer unreifen Frau die einen Mann geheiratet hat, obwohl sie in ungesundem Maße auf ihren Ex hängen geblieben ist. Mir tat Darren einfach nur die ganze Zeit leid. Und ich werde dieses Buch noch heute loswerden, weil es mich einfach nur aufgeregt hat. 


0,5/5 Sternen

 


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