Samstag, 16. Dezember 2017

| Rant | Nur ein Tag




Fakten 

 
Originaltitel: Just One Day
Originalsprache: Englisch
Autor: Gayle Forman
Erscheinungsdatum: 2013
Buchreihe: und ein ganzes Jahr
Seitenanzahl: 423 Seiten
 

englisches Cover
deutsches Cover
 
 

 










Inhalt


Das ist total verrückt. Ich kenne ihn nicht mal. Und ich könnte erwischt werden. Und wieviel kann man an einem Tag von Paris sehen? Es könnte in so vielerlei Hinsicht katastrophal schieflaufen. All das ist richtig. Ich weiß. Aber das ändert nichts daran, dass ich fahren möchte.
Anstatt nein zu sagen, probiere ich diesmal etwas anderes aus.
Ich sage ja.

Meine Meinung


Ich habe damals mit großer Begeisterung „Wenn ich bleibe“ von Gayle Forman gelesen; wenn ich mich nicht komplett irre, dann war das eines der besten Bücher die ich im Jahr 2014 gelesen hatte. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an „Nur ein Tag“, vor allem, da mir das Grundkonzept eigentlich gefiel: Mädchen trifft Jungen, von Spontanität angetrieben fahren sie nach Paris und erleben einen ereignisreichen und lehrreichen Tag. Und was habe ich bekommen? Diesen … Blödsinn. Ich bin immer noch richtig enttäuscht, wenn ich nur daran denke, was Gayle Forman mir hier für ein Gejammere präsentiert hat.

Die Geschichte beginnt nämlich damit das Allyson rumheult, wie unspektakulär ihre Europareise ist. Dass man sich sein Leben auch schlecht reden kann, kommt der Dame dabei nicht wirklich in den Sinn. Sie kritisiert aber nicht nur die Städte, die ihren verblendeten Kleinmädchenträumen nicht entsprechen, sondern auch ihre beste Freundin, die es wagt sich ein bisschen weiterzuentwickeln. Spontan gehen Allyson und Mel (besagte beste Freundin) zu einer Aufführung einer Shakespeare Schauspielgruppe.

Dort spielt auch Willem mit, den Allyson natürlich rein zufällig am nächsten Tag im Zug nach London trifft. Sie wird von ihm angesprochen und ist sofort hin und weg von dem niederländischen Adonis. Und was macht sie? Sie lässt ihre beste Freundin eiskalt in London sitzen und fährt mit dem Prachtburschen nach Paris … Alter, finde den Fehler! Nicht nur, dass sie mit einem vollkommen Fremden einfach mal sonste wohin fährt; was ich im Übrigen nicht im geringsten spontan, sondern als naiv empfinde. Nein, sie lässt ihre beste Freundin einfach zurück. Da wäre ich auch angepisst! Denn alles was sie so unfassbar unglaubliches in Paris erlebt, hätte sie auch mit Mel erleben können.

Und dann kommen Allyson und Willem in Paris an und erleben eigentlich gar nichts! Es war ein ganz normaler Tag, wird aber wie die komplette Erleuchtung dargestellt. Der Tag in Paris war für mich nicht im Geringsten besonders oder einprägend oder auch nur interessant. Allyson ist nur am Rumjammern wie furchtbar passiv und vorherbestimmt ihr Leben ist und Willem bleibt in etwa so interessant wie ein Krümel. Der Junge ist einzig und allein dafür da Allysons apathische Lebensweise nur noch weiter zu unterstreichen. Ich kann mich an nichts Interessantes erinnern was Willem von sich gegeben hat. Außer dass er da mal mit einer Tuse flirtet, da mal eine Nummer zugesteckt bekommt. Was bei Allyson natürlich sofort die Eifersucht ankurbelt. Wir erinnern uns: sie kennt den Typen gar nicht und blökt sofort los, was den Weibern einfällt sich Willem an den Hals zu schmeißen. Ich saß stellenweise da und alles was ich denken konnte war: „Was zum Teufel ist deine Mission, Mädel?“

Nach diesem ereignislosem Tag brechen Allyson und Willem quasi in ein Haus ein und verbringen dort die Nacht, rollen sich noch schön auf dem Keimverseuchten Boden, finden zueinander, machen Bettsport, sucht euch eine Bezeichnung aus, denn man kann es ja nicht beim Namen nennen: die haben einen One-Night-Stand. Was auch vollkommen in Ordnung ist! Darum geht es mir gar nicht, es geht mir um das grenzenlose Gejammere, was danach folgt.

Allyson wacht morgens auf und bemerkt dass Willem sich aus dem Staub gemacht hat. Was mich jetzt nicht unbedingt überrascht hat, denn was hat sie denn bitte erwartet? Dass er sie jetzt an die Hand nimmt und ihr ein Schloss aus Wolken und Träumen baut? Sicher, man schläft nicht unbedingt mit einem Typen und erwartet, dass man am nächsten Morgen alleine aufwacht, aber das wurde einfach so überspitzt dargestellt. Ja, er hätte den verdammten Anstand haben können und sie wenigstens am nächsten Morgen persönlich zurückweisen können. In dieser Szene wird auch ganz wunderbar dargestellt, wie absolut lebensunfähig diese Hohlbratze eigentlich ist; die kriegt die totale Panik und geht erstmal alle Möglichkeiten durch: er ist nur kurz weg um Frühstück zu holen, ihm ist was zugestoßen, er hat sich verpisst. Alles nachvollziehbare Gedankengänge! Dann ruft sie panisch ihre Reisebegleiterin ihrer Europareise an, hat keine Peilung, wo sie eigentlich ist, heult rum, jammert und jammert und kriegt es nicht mal auf die Ketten zu bemerken in welcher Straße sie sich befindet. Ist unfähig so viele Gehirnzellen zu benutzen, um sich ein Taxi zu rufen und zum Bahnhof zu fahren.

Und jetzt beginnt erst das richtige Rumgejammer! Die nächsten zweihundert Seiten sind nämlich eine Aneinanderreihung von unfassbar apathischem Gehabe. Die Zeit vergeht; Allyson geht aufs College und belegt die Kurse, die ihre Mutter für sie ausgesucht hat. Sie bleibt für sich, ignoriert ihre Mitbewohnerinnen, bringt sich nicht ein, sackt Notentechnisch ab. Sie macht die Bella Swan, was anderes ist das nicht! Und dabei – über Monate hinweg – jammert sie Willem hinterher. Sie jammert und jammert, verbietet sich an ihn zu denken und tut so als wenn ihre große Liebe nach langjähriger Beziehung vor ihren Augen verreckt wäre.
Ich kann ja verstehen, dass sie sich benutzt fühlt und dass sie da ein bisschen dran zu knabbern hat, sich fragt, warum er sie verlassen hat und sich nicht mal verabschiedet hat. Aber über Monate hinweg? Meine Fresse, Kind, das Leben geht weiter! Und es ist ja nicht so als wäre irgendwas voll einprägsames mit dem Jungen passiert. Während ich das Buch gelesen habe, habe ich zwei Freundinnen immer auf dem Laufenden gehalten und beide haben nur die Augen verdreht und sich kollektiv mit mir gemeinsam aufgeregt, was Allyson eigentlich für ein Jammerlappen ist.

Des Weiteren ist das Kind unfassbar undankbar; ihre Eltern haben ihre diese Europareise finanziert, die sie scheiße fand. Die Eltern bezahlen ihre Ausbildung, die sie nicht ernst nimmt. Ihre Eltern, allen voran ihre Mutter, macht und tut und kümmert sich und Allyson sagt nicht einmal Danke. Wenn sie das nicht will, was ihre Mutter ihr da alles ermöglicht, dann soll sie ihre verfluchte Schnauze aufmachen und mit ihrer Mutter reden. Aber nicht Mutti die ganze Zeit verfluchen und rumjammern dass man das nicht will. Wenn man immer brav alles macht und sich nie beklagt, wie soll Mutti denn wissen, dass du eigentlich was ganz anderes willst? Auch Mamas können keine Gedanken lesen, verdammte Scheiße! Boah, hat mich ihr Gejammer aufgeregt.

Irgendwann kratzt Allyson das bisschen Persönlichkeit was sie hat zusammen und wechselt ein paar Kurse; dort lernt sie Dee kennen. Und ab da ging es ein bisschen aufwärts; auch wenn es schon an Fremdschämen grenzte wie absolut unfähig Allyson im sozialen Bereich ist. Sie freundet sich mit Dee an und langsam auch mit ihren Mitbewohnerinnen; erzählt ihnen ihre Geschichte über Willem. Die tun alle so als wenn das die Romanze des Jahrhunderts wäre; warum auch immer. Ich verstehe es einfach nicht. Denn, es ist ja nicht so, dass sie erzählt: „Ich war mal mit einem Typen spontan in Paris, wir haben das und das und das gemacht, miteinander gevögelt und dann war er weg. Ist scheiße, aber na ja, das Leben geht weiter.“ Sondern: „Mimimimi, ich wurde verlassen. Mimimimi, was soll ich nur machen? Mimimimi, es ist sechs Monate her und ich habe zwanzig Stunden mit ihm verbracht, er ist mein Traumman! Aber ich bin zu hohl und unaufmerksam um ihn irgendwie zu finden. Mimimimi, helft mir. Ich kann sowas nicht alleine!“

Allyson beschließt Willem zu suchen. Sie redet Klartext mit ihrer Mutter, belegt einen Französischkurs, arbeitet für ein paar Wochen in einem Café in ihrer Heimatstadt und langsam kommt bei ihr die Erkenntnis durch, dass sie all ihre Ängste und Persönlichkeitsprobleme in Willem kanalisiert hat. Dass es eigentlich gar nicht um ihn geht, sondern um sie. Und das wäre die Entwicklung gewesen, die diese Geschichte für mich noch gerettet hätte. Aber Gayle Forman schlägt immer wieder den Bogen zu dem nichtssagenden Holländer, stellt es als normal hin, dass man irgendeinen Typen praktisch stalkt, mit dem Mann eine Nacht verbracht hat.

Sie fährt im Sommer also erneut nach Paris, versucht ihn zu finden. Stellt sich dabei selten dämlich an. Und mit der Zeit kommt dann immer wieder durch, dass das Mädel einfach nur hochgradig unsicher ist und eigentlich sich selbst sucht. In der Jugendherberge, in der sie übernachtet, trifft sie auf Wren. Wren und alles was halt so dazu gehört: Engelsgelaber und Gebete und diese Dame, die am Tisch neben ihr sitzt, hat natürlich den alles lösenden Gedanken und es geht auf in ein Krankenhaus, denn inzwischen wurde rausgefunden, dass Willem an besagtem Morgen ordentlich eine Mauls bekommen hat und genäht werden musste. Und wie das halt so ist, gibt der behandelnde Arzt vertrauliche Informationen raus, nur weil ein unsicheres Mädchen, was nicht verkraften kann, dass sie nur ein gute Nummer war, vor ihm sitzt und rumjammert. Ist voll normal, macht jeder! Schonmal versucht einem Arzt Informationen zu entlocken? Da kannste gleich gegen eine Betonwand treten, ist effektiver.


Also geht es auf nach Holland, in Willems Heimatstadt. Dort passiert eigentlich nichts, beziehungsweise nichts woran ich mich jetzt, 36 Stunden nach lesen des Buches, erinnern kann. Also, geht es weiter nach Amsterdam. Wo Allyson zufällig wieder auf Wren trifft (die hatten sich schon in Paris getrennt). Sie gehen zu einer Aufführung einer Shakespeare-Theatergruppe. Und wer ist die Hauptrolle? Richtig, Willem! Boah ne, ich wollte kotzen. So ein Schwachsinn. Nach Ende der Aufführung wird Willem von einem Mädel umarmt und geknuddelt und so weiter und so fort, was für Allyson ein Schlag in die Fresse gleichkommt. Was hat sie eigentlich gedacht? Dass der Junge todtraurig, zwölf Monate lang, jede Nacht in die Sterne guckt und „All of me“ schmettert, während ihm theatralisch eine einsame Träne über die Wange rollt und er sich nach der Alten verzehrt, mit der er einmal essen war? Wie naiv kann man bitte sein?

Und das schnallt am Ende auch unsere gute Allyson; dass sie sich da krankhaft in etwas reingesteigert hat und es niemals wirklich um Willem ging. Sondern um ihr eigenes passives Leben und wie apathisch sie durch die Weltgeschichte gewandert ist, alles und jedem die Schuld für ihre Misserfolge gegeben hat und auch sonst einfach nie aktiv irgendwas gemacht hat. Sie beschließt, die paar Tage die sie noch in Europa zur Verfügung hat zu nutzen und nach Kroatien zu fahren; Urlaub machen, das Land erkunden, für sich selbst sein, sich selbst finden. Und das wäre ein Ende gewesen, was mir wirklich gefallen hätte. Und ich dachte am Ende schon: „Geil, sie hat es gerafft. Mädel, fahr nach Kroatien. Hab Spaß!“ Aber neeeeein, die letzten zwei Seiten sind dann der Todesstoß gewesen. Allyson hatte doch noch rausgefunden wo sie ihren Hans-Wurst findet. Springt quasi aus dem Zug, rennt einmal quer durch Amsterdam und steht bei Willem vor der Tür, der macht die Tür auf und bittet sie herein. Ende im Gelände. Und ich habe einfach nur achtlos mein Buch zugemacht, es in die Ecke geworfen, mich umgedreht und bin eingeschlafen. Um meinen durchaus kreativeren und besseren Träumen Möglichkeit zur Entfaltung zu geben – und ich träume so ein Blödsinn wie: ich bin mit Sam und Dean Winchester dabei Hogwarts in die Luft zu jagen. Und das ist noch spannender als dieses endloses Gejammer!

Ich bin extrem enttäuscht von „Nur ein Tag“. Unnötig langgezogen, vor allem im Mittelteil, keinerlei Bezug zu den Charakteren. Eine Protagonistin die einfach nur rumjammert und eine krankhafte Obsession entwickelt, langweilige Nebencharaktere. Allerdings, hat Gayle Forman nach wie vor einen wirklich schönen Schreibstil und auch dieser Ansatz der Entwicklung, dass Allyson eigentlich mehr sich selbst sucht, hat mir gefallen. Aber ansonsten …

Fazit


… um es mal mit den Worten von Hollywood Undead zu sagen, die mit „Undead“ gerade so passend der Soundtrack zu meinem Schlusswort waren: „It's fucking stupid and foolish of you.
 
 
1/5 Sternen


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