Montag, 16. Oktober 2017

| Rezension | Wenn du dich traust




Fakten 

 
Originaltitel: -
Originalsprache: Deutsch
Autor: Kira Gembri
Erscheinungsdatum: 2014
Buchreihe: Einzelband
Seitenanzahl: 333 Seiten
 
Cover 
 

 Inhalt


Lea zählt - ihre Schritte, Risse im Asphalt, die Erbsen auf ihrem Teller. Seit sie wegen ihrer Zwangserkrankung in einer Klinik gelandet ist, zählt sie aber vor allen Dingen eins: die Tage, bis sie endlich wieder von dort verschwinden kann. Zumindest in diesem Punkt hat sie etwas mit Jay gemeinsam. Vom Jugendgericht zu Sozialstunden verdonnert, kann sich der 20-jährige Bad Boy nichts Schlimmeres vorstellen, als in einer Klapsmühle den Wischmopp zu schwingen. Damit nicht genug, wird er im Büro der Klinikleitung auch noch von Lea beim Klauen erwischt. Anstatt ihn anzuzeigen, schlägt sie ihm allerdings einen Handel vor. Im Tausch gegen ihr Stillschweigen - und eine wertvolle Halskette - lässt er sich zähneknirschend darauf ein ...
 

Meine Meinung


Wenn du dich traust“ ist überwiegend eine Liebesgeschichte, mit einem Aspekt der sie von anderen Liebesgeschichte dieses Genres etwas abhebt. Protagonistin Lea leidet unter Zwangsneurosen und Zwangshandlungen und das ist wirklich gut dargestellt. Glaubhaft und realistisch versucht Kira Gembri den Leser darüber zu informieren wie machtvoll und belastend solche Dinge sein können. Es ist nicht einfach damit aufzuhören, überhaupt nicht. Es fühlt sich an, als würde die Welt auseinanderfallen, sobald man eines seiner Rituale nicht durchführen kann. Und dieser, oftmals vernachlässigte, Punkt wird hier hervorragend hervorgehoben. Durch die unterschiedlichen POVs kriegt man dann auch nochmal einen anderen Blickwinkel darauf, einen Beobachter.

Im Allgemeinen ist die Unterscheidung der Charaktere gelungen; es ist immer sofort klar aus wessen Blickwinkel man gerade die Geschichte verfolgt. Beide Schreibstile sind flüssig zu lesen, jedoch hat mir der von Jay ein bisschen besser gefallen. Da war mehr Humor, mehr Schwung drinnen.

Im Endeffekt ist „Wenn du dich traust“ eine Liebesgeschichte von vielen. Sie geht in der Masse unter, ist nichts was lange im Gedächtnis bleibt. Aber dass man den kompletten Durchschnitt als gut empfindet, das kriegt ja nun auch nicht jeder Autor hin. Die Charaktere sind angenehmen, funktionieren gut zusammen. Ein kleines Highlight war für mich der Charakter Flocke, irgendwie hatte der was voll putziges. Und die beste Szene war eindeutig das Activityspiel. Was hab ich mich weggeschmissen! Hat mich auch ganz stark an mich und meine Mädels erinnern, wir sind nämlich auch so unfassbar untalentiert, wenn wir Activity spielen.

Einzig und allein diese gesamte Drogenstoryline empfand ich als überflüssig. Gut, am Anfang mag das noch irgendwie gepasst haben und auch wenn es zum Ende hin nur noch die logische Konsequenz war, fand ich die ganze Thematik etwas unpassend. Dafür hat dann irgendwie der nötige Ernst gefehlt, als hätte die Autorin unbedingt noch ein bisschen Drama mit einstreuen wollen damit am Ende auch wirklich der alles entscheidende Zusammenbruch Sinn macht. Dabei gab es genügend Konfliktpotenzial, was ja auch ausgeschöpft wurde. In der Hinsicht bin ich zumindest froh, dass Kira Gembri sich da nicht so festgebissen hat und dass ein bisschen in den Hintergrund hat fallen lassen.

Und die Sache mit dem "Bad Boy" aus der Inhaltsangabe kann man – glücklicherweise – auch ganz schnell in die Tonne treten. Nur weil man mal das Wort "Scheiße" in den Mund nimmt und eine etwas flexiblere Moral was intimen Körperkontakt angeht hat, ist man nicht automatisch ein Bad Boy. Und das ist auch gut so, denn alle Bad Boys, jedenfalls aus den Büchern, die ich bisher gelesen habe, sind absolute Waschlappen. Und da ich Jay eigentlich voll in Ordnung fand, gehört er in diese Kategorie (für mich) überhaupt nicht rein. Aber das kann auch daran liegen, dass ich es nicht als böse empfinde mal ein Bier zu trinken.
 

Fazit

Wenn du dich traust“ ist ein gutes Buch, welches sich schnell und angenehm lesen lässt. Die Charaktere sind sympathisch, funktionieren gut im Doppelpack. Hin und wieder war es sogar richtig lustig. Die Thematik der Zwangsneurosen wurde gut herausgearbeitet. Der Gesamteindruck wird jedoch ein bisschen gedrückt durch die teils überflüssige Drogenstoryline, die am Ende einfach nur noch für unnötiges Drama gesorgt hat.

 

4/5 Sternen

 

 

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