Dienstag, 21. März 2017

| Rant | Falling Into You


Fakten

Originaltitel: Falling Into You
Originalsprache: Englisch
Autor: Jasinda Wilder
Erscheinungsdatum: 2013
Buchreihe: Falling into Us
Falling Under
Falling Away
Falling for Colton
Seitenanzahl: 314 Seiten



englisches Cover
deutsches Cover












Inhalt

„Ich verliebe mich nicht nur in dich, Nell, ich falle kopfüber in dich hinein. Du bist ein Meer, und ich ertrinke in den Tiefen deiner Seele.“
Ich war nicht immer in Colton Calloway verliebt. Erst liebte ich seinen jüngeren Bruder. Kyle war auf alle erdenklichen Arten meine erste wahre Liebe. Dann, an einem stürmischen Augustabend, starb er durch meine Schuld, und der Mensch, der ich war, starb mit ihm.
Colton nimmt mir nicht meinen Schmerz. Er lehrt mich, verletzt zu sein, verzweifelt zu sein. Doch kann er mich auch lehren, mir selbst zu vergeben?
 

Meine Meinung


Ich muss ganz ehrlich zugeben dass nicht alles an „Falling Into You“ für die Mülltonne war. Die ersten 60–80 Seiten waren erträglich. Zwar war alles perfekt, jeder ein Model und alles klappt perfekt beim ersten Mal, aber es hat mich nicht komplett genervt. Tatsächlich habe ich den Charakter Kyle als Sympathieträger der Geschichte empfunden. „Falling Into You“ war solide, leicht vergessliche, aber dennoch angenehme Lektüre und das obwohl der Beginn der körperlichen Beziehung von Nell und Kyle extrem in den Vordergrund gerückt wurde. Man könnte meinen dass es im Leben nichts anderes als Sex gibt, wenn man ein Buch von Jasinda Wilder liest. Mit Kyle starb dann jeder positive Aspekt, den ich der Geschichte irgendwie zugestanden hätte.

Ich finde nicht den Tod von Kyle schlimm. Nicht im Sinne von: schlecht für die Geschichte. Auch nicht die Tatsache, dass Nell sich auf einen anderen Mann einlässt. Ja, nicht mal die Tatsache, dass dieser absolut perfekte Adonis, mit dem bekloppten Namen Colton, der ältere Bruder von Kyle ist ist das Schlimme. Es ist diese hirnrissige, grenzdebile, völlig aus dem Arsch gezogene Insta-Lovestory von diesen beiden Dummbratzen.

An dieser Stelle endet die (teilweise) „konstruktive“ Kritik. Denn alles, woran ich nach dem Lesen denken konnte war: Sind diese Kreaturen mental jemals über den Kindergarten hinausgekommen? Diese Flut von Scheiße fängt schon mit der Nacht nach Kyles Beerdigung an; ich kann es ja nachvollziehen dass Nell traurig und wütend und durcheinander ist, dass sie völlig fertig mit der Welt ist, dass sie nicht weiß wie sie das alles verarbeiten soll. Also sucht sie teilweise unbewusst, teilweise bewusst die Nähe von Colton, dem Bruder ihres verstorbenen Freundes. So zum Reden, Geschichten austauschen, zum seelischen Müll abladen, dachte ich mir beim Lesen. Haha, Pustekuchen! Stattdessen leckt sie dem Jungen kurzerhand die Mandeln ab … aufgrund der Gesamtsituation, die ja wohl alles andere als alltäglich ist und der explosiven Mischung aus Trauer und Alkohol habe ich ein Auge zugedrückt, wenn auch sehr widerwillig.

Ich soll der Frau abkaufen, dass sie über zwei Jahre mit dem Jungen zusammen war, ihre Zukunft nach seinen Plänen richten wollte und seinen Heiratsantrag „nur“ aufgrund des Zeitpunktes und nicht aufgrund des Gedankens an sich abgelehnt hat … dass dieses nervige, liebeskranke Weib Stunden nach der BEERDIGUNG ihrer ersten Liebe die Zunge von dessen Bruder abschleckt? Gut, dachte ich mir. Ist nicht jeder so gefühlskalt wie du, murmelte ich mir leise zu. Und da sie danach auch sofort heulend wegrennt, was im übrigen das Hundertste von unzähligen Malen ist, war ich bereit dieses Verhalten als intellektuelle Ausfallerscheinung abzutun. Ernsthaft, allet wat die macht ist wegrennen. Wenn man es mal ganz genau sieht und das Arschloch raushängen lässt (also eine Aufgabe die wie für mich gemacht ist), ist Kyle sogar nur gestorben weil die Alte schon wieder nicht dazu in der Lage war mal ein Gespräch zu Ende zu führen. Dann hätte der arme Junge sie nicht weg schubsen müssen und wäre nicht den tragischen Aufspießungs – und Quetschungstod gestorben. Man man man … ernsthaft, Kyle tut mir in der ganzen Geschichte richtig böse leid.

Seit ihr schon genervt? Na dann fragt mich mal! Der richtige Blödsinn geht jetzt nämlich erst los. Denn Jasinda Wilder springt zwei Jahre in die Zukunft und der Leser darf sich mit Coltons Gedanken quälen. Nell und Colton treffen sich, natürlich rein zufällig, auf den Straßen von New York wieder. Klimpern auf ihren Gitarren rum und führen ein „musikalisches“, völlig lächerliches Gespräch. Also wirklich im Sinne von: der eine spielt ein Lied, dann der andere und so weiter und so fort. Dann geht Nell nach Hause und Colton folgt ihr IN die Wohnung und was macht sie? Richtig! Gar nichts! Ich glaube in dieser Szene passiert noch nichts, aber eine Woche später treffen die beiden sich zufällig in einer Bar. Es passiert viel gar nichts, dann steht Colton bei der Alten vor der Tür und sieht mit an wie sie einen sehr aufdringlichen Verehrer erfolglos abwehren will. Und natürlich ist Colton ein Tier vom Feinsten, haut den Typen absolut kaputt. Weil, natürlich war er in einer super harten Gang. Wahrscheinlich Slytherin. Achja und Analphabet ist er auch noch und obdachlos war er auch ein paar Jahre. Der Junge muss ja gelitten haben, damit das alles hinhaut! Er ist ja so ein harter Bastard und haste nicht gesehen. Ja, das steht tatsächlich unzählige Male in diesem beschissenen Fetzen. Und schwuppdiwupp befummeln die beiden Grazien sich. Ihr seid auch nicht mitgekommen? Sehr schön, dann sterbe ich wenigstens nicht als Einzige völlig verwirrt.

Der Leser erfährt dass Nell sich ritzt und säuft wie ein Weltmeister und auf die Frage warum sie das tut, sagt sie Colton dass er die Antwort kennt: Kyle ist gestorben. Und was macht Colton? Dieses verabscheuungswürdige Exemplar? Er sagt ihr, dass das nicht reicht! Alter, was zur Hölle? Ihr Freund, der Mann den sie geliebt hat und der zu allem Überfluss auch noch ihr ganzes Leben lang ihr bester Freund war, ist jämmerlich vor ihren Augen verreckt. Und er hat die Nerven, die bodenlose Frechheit, ihr zu sagen, dass das nicht reicht? Was? Zur? Hölle? Ich will jetzt keine Diskussion zum Thema ritzen und saufen vom Stapel treten, aber ich habe auf dem Gebiet ein bisschen Erfahrung; und es ist verdammt noch mal scheiß egal warum man es macht, was der eigentliche Auslöser ist! Man macht es und diese Tatsache UND die Ursachen müssen therapiert werden. Und dann kommt da so ein versiffter Bastard an und sagt ihr dass der Tod ihres Freundes, der im übrigen SEIN BRUDER war, nicht reicht? Puuuh, ich rege mich schon wieder auf. Gaaaanz ruhig, Wusaaaaa.

An manchen Stellen hat es mir jedoch gefallen wie Jasinda Wilder mit Nells Verlust umgeht – man kriegt im übrigen nicht im geringsten mit dass auch Colton einen Menschen verloren hat, ne? Vielleicht bin ich da ein bisschen anders, denn ich pflege und hege ein sehr enges Verhältnis zu meiner Schwester und finde sowas dann eher unbegreiflich. Jedenfalls, schafft die Autorin es hin und wieder Nells Trauer glaubhaft und echt und tatsächlich berührend rüber zu bringen. Ach, die Geschichte hatte so ein riesiges Potenzial. Dieser, meiner Meinung nach, vollkommen realistische Ansatz, dass die erste Liebe halt nicht die große Liebe sein muss gefällt mir. Die Tragik, dass sie niemals rausfinden wird, ob das eine nicht auch das andere hätte sein können und dazu noch die Sache dass ihr neuer Stecher auch noch der Bruder ist … Boah, lass das eine fähige Autorin schreiben, mit Fokus auf der Trauerbewältigung, dem Loslassen, dem neu anfangen, der Spur von Kyles Geist in der Geschichte und ich würde nur flennen und begeistert sein. Aber das hier? Das tut schon richtig weh diese misshandelte Version einer Trauerbewältigung zu lesen.

Denn alles was "Falling Into You“ im letzten Drittel ist, ist eine Gebrauchsanweisung für Oralsex. Abwechselnd, fünfmal nacheinander, befriedigen die sich mit ihren Fingern und Guschen gegenseitig. Es war so unfassbar faszinierend zu lesen was die alles aus der Kombination von Fingern und Körperöffnungen herausholen können. Oder um es mal in Nells Worten zu sagen: ogottogottogott … Boah, Mädel, lern mal ein paar Adjektive!

Dass das mit Kyle und Nell Liebe war, habe ich denen einfach viel mehr abgekauft. Da war irgendwie Chemie und auch mal sowas wie Unterhaltungen vorhanden. Also, eine richtige Unterhaltung und nicht nur das Stöhnen in unterschiedlichsten Lautstärken und das Keuchen und flüstern in drei verschiedenen Oktaven. Mit Colton ist das einfach nur Sex. Und das wäre auch vollkommen in Ordnung, wenn die Autorin mir hier nicht eine unfassbar epische Liebe aufschwatzen wollen würde. Denn das ist es nicht. Nur weil dein Kerl dich durchbumst wie es dein Erster nicht hingekriegt hat, heißt das nicht, dass du hier die Liebe des Lebens gefunden hast. Natürlich, kann es das sein. Aber das weiß man nicht nach so kurzer Zeit. Und ja, natürlich fühlt es sich immer ganz anders und besonders an, aber ich gehe da nun mal realistisch ran. Innerhalb von drei Tagen kann keine Liebe entstehen. Man kann sich toll finden, sich voneinander angezogen fühlen, geil sein. Aber echte wahrhaftige Liebe? Erzähl dat meiner Oma, die dreht sich im Grab um!

Haben wir dann die unfassbar plumpe Blas-und-Leck-Anleitung hinter uns gelassen, kommen wir zur 20-seitigen Sexszene. Boah war dat ermüdend. Natürlich hat Colton den aller längsten und dicksten und er schiebt seine Rute (ja, das war ein Zitat) von hinten und vorne und von der Seite in sie rein. Und sie kommt auch sofort nach drei Sekunden, zehnmal nacheinander. Ist immer interessant wie die ganzen Weiber in den New Adult Büchern von 0 auf 100 in weniger als 3 Sekunden sind. Ey, da ist jeder Porno besser.

Des Weiteren leitet Colton sie an als wäre sie irgendein zurückgebliebenes Kind in einem Förderkurs, was mir persönlich mega auf den Wecker ging. Es wird immer und immer wieder angekündigt dass man ja gleich kommt. Also, das wird achtmal gesagt, bevor dann einer von beiden wirklich mal die Gusche hält und rumstöhnt und schreit, Nell spießt sich an Colton auf (auch ein Zitat) und überhaupt ist es natürlich der beste Sex überhaupt. Ich hab gelacht und angewidert ins Buch gestarrt. Aber gut, ich lasse mich auch nicht durch jede Körperöffnung aufspießen, ne?

So, haben wir diese endlos lange und unfassbar miese Sexszene hinter uns gelassen, kommt Nell zu der Erkenntnis dass sie weiterleben muss. Kyle ist nun mal tot und damit muss sie leben. An sich richtig und die wichtigste Erkentnis. Aber eine Stunde vorher hat sie noch geflennt weil sie den so sehr vermisst und sie sagt immer und immer wieder dass sie ihn zurückhaben will, sie ritzt sich und trinkt sich um den Verstand eben weil er gestorben ist. Und dann wird sie einmal gründlich durchgenudelt und auf einmal heißt es: "Ja ich werde ihn ja immer vermissen. Aber ist halt so, ne? Das Leben geht weiter!“ Nein, einfach nur nein! Der arme Junge!

Der Blödsinn geht noch weiter, Freunde! War ja klar, dass es irgendwann mal passieren muss, wenn man wie ein Neandertaler die Kondompackungen mit den Zähnen aufreißt. Nell hat ’nen Braten in der Röhre. Das arme arme Kind. Aber machen wir uns darum keine Sorgen, denn Nell hat eine Fehlgeburt. Das ist, glaube ich, der Moment an dem ich Mitleid haben sollte. Hab ich aber nicht. Da beschäftigt es mich mehr ob ich im Bus vorne oder hinten sitze. Haben wir dann die letzten dreißig Seiten, mit Gejammer und Streit und Versöhnung und Sex, hinter uns gelassen ist es geschafft. „Falling Into You“ hat nur 314 Seiten, liest sich aber wie ein Klopper von 1000 Seiten. Kann auch daran liegen, weil ich das Buch immer wieder weggelegt habe und mich weggeschmissen habe vor Lachen.

Fazit


Das kann nicht ernst gemeint sein.
 
0,5/5 Sternen
 

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