Sonntag, 5. März 2017

| Rant | 8 Tage im Juni



Fakten

Originaltitel: -
Originalsprache: Deutsch
Autor: Brigitte Glaser
Erscheinungsdatum: 2013
Buchreihe: Einzelband
Seitenanzahl: 221 Seiten

Cover

 

Inhalt


Jenny und Lovis leben nur wenige Kilometer voneinander entfernt und doch könnte ihr Leben nicht unterschiedlicher sein. Lovis' Vater hat viel Geld, Jenny dagegen ist in einer Sozialwohnung zu Hause und weiß oft nicht, von welchem Geld sie das nächste Abendessen kaufen soll.

Dann wird Lovis an einer menschenleeren U-Bahn-Haltestelle von drei Jugendlichen zusammengeschlagen und auf die Gleise geschubst. Jenny beobachtet die Szene und zieht Lovis in letzter Sekunde zurück auf den Bahnsteig. Aber sie läuft weg, bevor die Polizei eintrifft, denn sie hat einen der Schläger erkannt: Es ist ein Junge, mit dem sie schon im Sandkasten gespielt hat.

Während Jenny nicht weiß, wie sie sich verhalten soll, geht Lovis das fremde Mädchen einfach nicht aus dem Kopf. Als er ihren Schülerausweis in seinen Sachen findet, kann er endlich Kontakt zu seiner Retterin aufnehmen.

Sie treffen sich – und zwei Welten prallen aufeinander. Doch die Schmetterlinge im Bauch lassen sich nicht ignorieren und so treffen sie sich wieder und wieder. In einer Woche im Juni, die alles auf den Kopf stellt ...

Meine Meinung


Dass das mit „8 Tage im Juni“ und mir nichts wird hätte ich mir eigentlich sofort denken können. Eine Liebesgeschichte die in eine Zeitspanne von acht Tagen und nicht mal 250 Seiten gequetscht wurde? Das ist eine verdammte Steilvorlage für einen schönen Sonntagmorgen-Rant. Zumal man nicht vergessen sollte, dass ich ganze fünf Tagen für dieses Buch gebraucht habe und das in der zweiten Wochenhälfte.*

Am Anfang hatte ich noch sowas wie Zuversicht. So für die ersten zwei Seiten, aber dann steht Protagonist Lovis auf dem Bahnhof und wartet auf seine Bahn und drei Typen kommen an. Sie hauen ihm ohne Vorwarnung eins in die Fresse. Immer weiter und immer härter; latschen ihn da am Bahnhof zusammen und schubsen ihn auf die Gleise. Schon da habe ich gemerkt, dass der Schreibstil der Autorin nicht ganz mein Fall ist. Und auch nicht gerade für die Geschichte förderlich. Wirkt eher so als hätten die Protagonisten ein paar Probleme in der geistigen Entwicklung gehabt … das hatten sie auch, aber war bestimmt nicht beabsichtigt.

Die feige und brutale Aktion wird von unserer anderen Protagonistin Jenny gesehen. Gut, jetzt kann man sich streiten. Was sollte man machen? Dazwischen gehen? Sich verstecken? Abhauen? Ich will nicht behaupten, dass ich da mit einem Karate tritt in die Szenerie reinspringen würde wenn drei Typen einen einzigen zusammenschlagen. Und auch, wenn man gerne so tut als würde man sofort dazwischen gehen ist es meist nicht so. In der Situation sein ist dann etwas ganz anderes, da bleibt einem manchmal nicht viel mehr übrig als sich zu verstecken und die Polizei anzurufen. Was anderes habe ich damals auch nicht gemacht. Bis dahin hatte ich also kein Problem mit Jenny. Doch kurz darauf zerstört sie meinen positiven Eindruck von sich. Sie zieht Lovis von den Gleisen auf den Bahnsteig und dann verpieselt sie sich. Weil sie ja um Gottes willen nichts mit der Polizei zu tun haben will. Ich kann mir auch was schöneres für einen Samstagabend vorstellen, aber das war für mich dann so: „Hey, das Mädel denkt mit! Oh nee, tut sie doch nicht. Feige Sau!“ Zumal die Schläger sich ja schon verzogen hatten. Alles was sie hätte tun müssen, wäre auf die Polizei zu warten und sich zu vergewissern, dass der Typ den sie da gerade hochgezogen hat, nicht an was anderem abkratzt. Da wäre aber die ganze Story überflüssiger als ohnehin schon gewesen und in Anbetracht ihres Alters und der nicht gerade alltäglichen Situation hätte ich darüber hinwegsehen können, wenn dann nicht der Absturz gefolgt wäre.

Ist die Ausgangssituation geschildert, stürzt die Geschichte schneller ab als meine beste Freundin bei Glatteis aufs Fressbrett fliegt. Jenny lebt nämlich in der roten Burg, das ist ein eher sozial schwaches Viertel, irgendwo in Köln. Diese Gegend wird in jeder Einzelheit beschrieben, soll schön armselig rüberkommen und man soll das Ghetto praktisch spüren. Tja, hab ich aber nicht! Weil man sich sein zuhause nämlich auch schlecht reden kann. Dann dieses Gejammere dass ja kein Geld da ist, dass die Mutter so unfassbar nutzlos ist und die arme, arme Jenny muss sich um den Haushalt und ihren kleinen Bruder kümmern, die Schule auf die Ketten kriegen und so weiter. Vielleicht hätte sie mir tatsächlich leidgetan, wenn das Mädel nicht so eine unfassbare Zicke wäre. Sie erteilt Befehle und ignoriert ziemlich souverän, dass ihre Mutter an einer psychischen Krankheit leidet. Jenny wird sofort pissig und sucht das Weite sobald mal etwas nicht funktioniert wie sie das will. Achja, außerdem kennt sie einen von diesen Schlägern. Das ist nämlich Toni, ihr Sandkastenfreund. Warum sie mit diesem Wissen nicht zur Polizei geht? Die Polizei würde doch niemals ihr, einem Mädchen aus dem Ghetto, glauben! Ey, mein Schädel! Da hätte ich ja noch eher mit der Erklärung leben können, dass sie ihren Freund nicht in die Scheiße reiten will. Immer diese Begründungen, die haben mich richtig aggressiv gemacht. So viel Verallgemeinerung, da kriege ich Ausschlag von. Zumal ihre Situation nicht halb so schlimm ist wie sie sie darstellt. Das Mädel muss einfach nur den Stock aus dem Arsch ziehen. Das einzige wofür sie von mir Verständnis kriegt ist die schwierige Situation mit ihrer Mutter! Alles Andere? Wie das geschrieben ist dass die in dieser roten Burg lebt, als wäre dass das absolute Todesurteil. Kriegste von mir kein Mitleid für, Mäuschen. Wenn ich vor die Haustür gehe steh ich auch mitten im „Ghetto“, wenn man Ghetto denn so definieren will wie es die Autorin hier tut.

Aber weiter im Text; da wäre dann noch Lovis. Unsere andere Haselocke. Der Junge wacht am nächsten Morgen auf und sieht nichts als blaue Flecken. Verständlich. Aber auch dem Jungen ging ganz schnell die Sympathie verloren. Der ist nämlich nur am Jammern. Durch den Überfall ist ein Problem aus seiner Kindheit wieder aufgetaucht: er stottert. Diese Entwicklung hätte ich sogar als positiv aufgefasst, wenn nicht so scheiße damit umgegangen worden wäre. Klar, ist das für den Stotterer unangenehm, das kann ich verstehen. Aber Lovis weigert sich ja zu reden, weil er von Anfang an davon ausgeht, dass alle ihn auslachen und keiner mehr mit ihm reden will und er ist ja behindert und nutzlos dadurch. Da hat mein Auge ziemlich gezuckt. Was kann man sonst noch über Lovis sagen? Hmm, sein Papa ist reich. Also haben wir hier das komplette Gegenteil von unserer Ghettobraut. Dat hatten wir ja noch nie! Aber sonst? Keine Ahnung, Lovis wird ungefähr so sehr charakterisiert wie eine Parkbank.

Wir sind jetzt übrigens schon bei der Hälfte der Geschichte ne? Also verbessere ich meine Aussage von vorhin: eine Liebesgeschichte die innerhalb von vier Tagen und hundert Seiten spielt. Ein Traum! Jenny und Lovis treffen sich wieder, weil Jenny ihren Schülerausweis verloren hat, als sie Lovis auf den Bahnsteig gezogen hat und Lovis einfach mal bei der Alten vor der Haustür auftaucht, als diese gerade ihre Sachen gepackt hat und von zuhause abhauen will. Und was macht man wenn man einem wildfremden Typen gegenübersteht? Genau! Man geht mit zu ihm und verbringt auch mal gleich die Nacht bei ihm. Scheißegal, dass ich den Typen nicht kenne. Da sitzt unser Dummbratzenpaar also und isst Abendbrot und unterhält sich und ich spürte meinen IQ immer weiter sinken. Weil die nämlich schon ineinander verliebt sind.

Am nächsten Abend gehen die beiden Honigschnittchen dann zusammen schwimmen, lecken sich gegenseitig ab und fummeln und lieben sich. Innerhalb von 24 Stunden, ich bin mehr als beeindruckt. Als Jenny dann nach Hause fährt, sieht Lovis wie sein Schnittchen mit Toni redet. Und anstatt mal zu der hinzugehen und mit der zu reden, woher sie denn bitteschön einen der Schläger kennt, denkt er in seinem zurückgebliebenem Hirn dass die alle unter einer Decke stecken und fährt nach Hause und suhlt sich so richtig Hardcore im Selbstmitleid. Jenny weiß gar nicht was los ist, als sie nächsten Tag zu Lovis fährt, weil der nicht zur Verabredung auftaucht. Und weil gerade eine Mitschülerin von unserem Herzblatt bei ihm ist, zieht auch sie die falschen Schlüsse, dreht sich um und rennt heulend weg. Das war dann der Moment an dem ich fast ausgeflippt bin. Immer dieses interpretieren! Einfach mal die Gusche aufmachen und miteinander kommunizieren, da hätte man sich locker fünfzig Seiten sparen können. Zum Kotzen ist das! Und dann wird ja auch die ganze Zeit von großer Liebe gefaselt, dabei kennen die sich seit 24 Stunden – wenn überhaupt!

Aber halten wir uns mit solchen Problemchen nicht auf, denn das macht die Autorin auch nicht. Kurz darauf treffen die sich wieder, rein zufällig natürlich. Und weil die drei Schläger ebenfalls auf dem Bahnsteig sind hauen die ganz schnell ab, fliehen zu Oma auf den Campingplatz, werden dort aber von denen aufgesucht, rennen weg und trampen zurück nach Köln. Am Ende erpresst Jenny Toni eine Runde und Ende gut, alles gut. Klingt total beschissen? Danke, willkommen im Club! Was eine Zeitverschwendung dieses Buch … ich weiß echt nicht ob ich heulen oder lachen soll. Das Schicksal der Protagonisten hat mich auch eiskalt gelassen. Sollen die doch eins aufs Maul bekommen, was interessiert mich das? Ja, das war tatsächlich die komplette "Handlung" …, dat Logik!

Die Tiefe der Charaktere kann man mit einer Pfütze vergleichen, der Schreibstil ist so unangenehm, dass ich mir die ganze Zeit Yoda vorstellen musste und dazu kommt noch dass das Buch so unfassbar langweilig war. Da hätte ich mir auch Twilight angucken können, hätte denselben Effekt; nämlich das ich einschlafe.

 

Fazit

Eine Behinderung ich bei euch spüre.




1/5 Sternen


*Verständnisklärung: Aufgrund von der Berufsschule und dem Luxus von freien Wochenende lese ich in der zweiten Wochenhälte meist deutlich mehr. Montag bis Mittwoch ist die Zeit dafür meist nicht so vorhanden.


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