Samstag, 7. Januar 2017

| Rant | Hope Forever

  

Fakten 

 
Originaltitel: Hopeless
Originalsprache: Englisch
Autor: Colleen Hoover
Erscheinungsdatum: 2012
Buchreihe: Looking For Hope
Finding Cinderella
Seitenanzahl: 509 Seiten
englisches Cover
deutsches Cover














 Inhalt

 

Die 17-jährige Sky ist starken Gefühlen bisher aus dem Weg gegangen. Wenn sie einem Jungen begegnet, verspürt sie normalerweise keinerlei Anziehung, kein Kribbeln im Bauch. Im Gegenteil. Sie fühlt sich taub. Bis sie auf Dean Holder trifft, der ihre Hormone tanzen lässt. Es knistert heftig zwischen den beiden und der Beginn einer großen Liebe deutet sich an. Doch dann tun sich Abgründe aus der Vergangenheit auf, die tiefer und dunkler sind, als Sky sich vorstellen kann.

Meine Meinung


Und damit wäre dann auch „Hope Forever“ von meinem SuB verschwunden. Zum Glück! Ich kam mir nämlich langsam so vor, als würde ich einen drittklassigen dramatischen Bollywoodfilm sehen. So viel künstlich aufgebauschtes Drama und grottenschlechte, schmalzige Dialoge habe ich ja zuletzt bei GZSZ erlebt. Ganz ruhig, Wuuuuusa, fangen wir doch einfach am Anfang dieses Fetzens an …

Das Buch fängt schonmal richtig scheiße an, nämlich mittendrin. Also wortwörtlich. Der Prolog besteht aus denselben anderthalb Seiten die irgendwann im letzten Drittel des Buches nochmal vorkommen und zwar Wort für Wort. Wir erfahren in diesem Prolog auch, dass die Protagonisten Sky und Holder heißen. Und uns wird auch gleich auf dem Silbertablett serviert, dass die Beiden ein Paar sind – dadurch ist die erste Hälfte dieses Kloppers also schonmal überflüssig.

Und dann geht die eigentliche Geschichte los. Wir lernen Sky kennen und wenn sie eines kann, dann jammern. Ohja, dass kann sie wie eine Meisterin. Wenn es einen Preis fürs hemmungslose Jammern gäbe würde Sky haushoch gewinnen. Das gesamte erste Kapitel kriegen wir ihre ganze jämmerliche Geschichte bezüglich ihres Liebeslebens serviert. Klatsch, Klatsch, Klatsch. Ein Fakt nach dem anderen, immer mitten in die Fresse rein. Wen das interessiert? Ja, keine Ahnung, mich jedenfalls nicht! Sky lässt Kerle nachts durch ihr Fenster steigen, leckt und sabbert ein bisschen mit denen rum und schickt sie dann nach Hause. Fünf Meter weiter, im Nachbarhaus, macht ihre beste Freundin Six genau das gleiche. Mit dem einzigen Unterschied, dass Six auch den Horizontaltango mit den Burschen betreibt, Sky bleibt beim Vorspiel. Weil sie ja natürlich noch Jungfrau ist.

Die gesamte erste Hälfte des Buches handelt von Sky, ihrem Gejammere und dass ihre ABFFL bald nach Italien geht. Die heißt übrigens bürgerlich Seven Marie, will aber Six genannt werden. Herzlich willkommen zum 1x1 der läufigen Hündinnen, kann ich da nur sagen. Und natürlich geht es um Holder. Dean Holder (ja komm versau’ mir doch meine Lieblingsserie, Colleen Hoover). Holder ist natürlich Gottes Geschenk an die Frauenwelt. Und weil er so absolut perfekt und fehlerfrei aussieht, spielt es für Sky auch keine Rolle, dass er sie beim ersten Treffen wie der letzte Pädophile anstarrt und ihr auf den Supermarktparkplatz folgt, seine Käsemauke zwischen Tür und Rahmen schiebt und sie fragt wie sie heißt. Stellen wir uns diesen sexy hexy Dean Holder mal dreißig Jahre später, fünfzig Kilo schwerer, mit einer Brille und einem Bart vor. Richtig! Er ist all das wovor deine Eltern dich gewarnt haben! Ein Psycho, ein Irrer, der Grund schreiend wegzulaufen. Aber hey … er ist voll heiß und ich schwimme schon in meinem Schlüpper, also sage ich ihm nicht nur meinen Vornamen, ich zeige ihm gleich meinen Führerschein. Hier bitte einmal ein Facepalm einfügen.

Aber der Spaß geht noch weiter. Am selben Abend geht Sky dann joggen und trifft natürlich rein ZUFÄLLIG ihren Stalker. Der kann ihr auch fehlerfrei runter rattern wo sie wohnt und bringt sie nach Hause. Es folgen viele viele Seiten, die ich so ein bisschen verdrängt habe, weil da eh nix wichtiges bei rumgekommen ist. Sky und Holder streiten sich alle paar Seiten nur unterbrochen von endlosen Passagen, in denen Sky über Holders Aussehen schwadroniert. Sie findet es auch überhaupt nicht bedenklich, dass der Junge nachts durch ihr Fenster steigt und sich zu ihr ins Bett legt oder so, ne? Wieso sie ihm nicht mit einem Baseballschläger eine überzieht? Weil er so heiß ist natürlich! Ne, ich krieg da Ausschlag von! So viel Dummheit auf einem Haufen.

Die erste Hälfte des Buches ist also nur eine Aneinanderreihung von dämlichen Szenen in denen Sky und Holder sich anzicken oder anschmachten, manchmal auch beides zeitgleich. Wir erfahren, dass sky adoptiert ist und beim Küssen nie was spürt. Sie hat die Angewohnheit dabei die Sterne an ihrer Zimmerdecke zu zählen. Außer natürlich bei Holder. Der kann mit seiner flinken und super geschickten Zunge Dinge in ihr heraufbeschwören, die natürlich niemals irgendein anderer Mann geschafft hätte. Ich wusste nicht, dass es neuerdings nur noch einen Partner für jeden Menschen gibt, der irgendeine Art von Gefühl in einem Menschen auslösen kann, aber gut. Was weiß ich denn schon? Ich kenne ja auch keinen Dean Holder, ne?

Und weil es auf Skys Seite noch nicht genügend Potenzial für die nächste Folge "Mitten im Leben" gibt, hat auch Holder eine ganz tragische Geschichte. Seine Zwillingsschwester Leslie hat sich ein Jahr vor Handlungsbeginn das Leben genommen, seine Eltern sind geschieden und er wird auf der Schule nicht so gerne gesehen, weil er mal einen Jungen krankenhausreif geschlagen hat. Gut, da muss ich ganz ehrlich zugeben; bei so einem Spruch hätte ich auch jemandem eine reingezwiebelt. Endlose Seiten voller Geschwärme und Gelaber und Geschmachte und wir kommen zu der zweiten Hälfte des Buches die alles an Realität tötet, was noch irgendwie da gewesen ist.

Sky erfährt, dass sie eigentlich Hope heißt. Ich habe schon wieder vergessen wie sie das rausgefunden hat, war wohl beleidigend unrealistisch. Und Hope hat früher im Nachbarhaus von Holder und Leslie gewohnt und war mit denen als Kind befreundet und wurde dann entführt. Da war sie so ungefähr fünf Jahre alt. Holder hat seine Sandkastenliebe natürlich nie vergessen und nach ihr gesucht und sich deswegen wie ein Irrer im Supermarkt aufgeführt. Ich glaube, ihre Erkenntnis hatte irgendwas mit einer Panikattacke kurz vor dem Sex zu tun. Also, sie und Holder waren kurz davor und dann hat sie voll Panik gekriegt und ihre verdrängten Erinnerungen sind wieder aufgetaucht. Daraufhin erzählt Holder ihr dann dass sie eigentlich Hope heißt und fährt sie nach Hause. Sie sagt ihm ausdrücklich dass sie alleine sein will und was macht der Junge? Richtig! Er legt sich zu seiner Freundin ins Bett, während sie schläft. Skys (Adoptiv)mutter findet das nicht lustig, als sie nachts ins Zimmer kommt und die beiden gehirnamputierten Gören packen ihre Sachen und verpieseln sich.

Es wird dann mal das angesprochen, was jeder Leser mit maximal 3 Gehirnzellen sich schon seit 200 Seiten denkt: Sky wurde als Kind von ihrem Vater sexuell missbraucht. Und weil sie es nicht aushält, dass ihr Vater ihr und Holder das erste Mal geklaut hat fleht sie Holder an mit ihr zu schlafen. Er soll die schlimmen Erinnerungen durch schöne ersetzen. Der will erst nicht, tut es dann aber doch. Hört aber nach fünf Sekunden wieder auf. Es wird kurz geredet, Holder gibt wieder das kitschigste Liebesgeständnis der kitschigen Liebesgeständnisse von sich und es wird diesmal Liebe gemacht. Bing und Bong haben also in einem dreckigen Motelzimmer, Minuten nach der Erkenntnis, dass eine der Parteien als Kind brutal und unmenschlich und bestialisch vergewaltigt wurde, erstmal 'ne Runde gepimpert. Holt die Schnapsgläser raus, ich geb' einen aus!

Am Tag darauf fährt unser Traumpaar dann zu Skys Vater und konfrontiert ihn mit den Vorwürfen. Der gibt alles zu, spielt aber alles runter und sagt es wäre nur einmal passiert. Als wäre es dadurch besser oder verzeihlich oder nicht ganz so schlimm. Ich verabscheue sowas. Ich muss aber ganz ehrlich zugeben, dass es mir gefallen hat dass Colleen Hoover hier nicht komplett schwarz und weiß gemalt hat. Sie lässt Sky ihren Vater verabscheuen und hassen und Angst vor ihm haben, aber sie gibt Sky auch eine andere Stimme. Eine andere Erinnerung, eine gute Erinnerung. Einige Gefühle, die zulassen das man irgendwie verstehen kann dass sie ihren Vater liebt bzw. geliebt hat. Den Vater, der ihr ein Gutenachtlied gesungen hat als sie klein war. Nicht den Vater, der seiner Tochter viel mehr als die Kindheit und Jungfräulichkeit raubte. Meine positive Überraschung (ich mag’s dunkel und aussichtslos) ist aber schnell abgeklungen, als der Vater zugibt dass er, als junger Mann, auch seine Schwester vergewaltigte und nach Skys Entführung die Nachbarstochter. Also Leslie, Holders Schwester. So grausam das auch ist, genauso vorhersehbar war das. Holder ist kurz vorm ausrasten, als ihm klar wird, dass das der Grund für Leslies Suizid gewesen ist. Bevor er dem alten Perversling aber mal so richtig gehörig und verdient die Fresse spitz hauen kann, erschießt dieser sich mit einem Kopfschuss.

Und auch die anschließende Szene im Motel, als die beiden gemeinsam in der Dusche stehen und sich Blut und Gehirnmasse abwaschen ist gut geschrieben. In dieser Szene hat man richtig bemerkt dass Colleen Hoover schreiben kann und vor allem die ruhigen Momente nach einer Tragödie unglaublich emotional herüberbringen kann. Und das war es auch schon mit der Verbesserung, denn kurz danach schlafen die beiden miteinander, diesmal muss nicht Holder Sky heilen, sondern Sky muss Holder heilen. Also werden wortwörtlich die Probleme weggebumst. Anders kann man das nicht beschreiben. Das wird zwar als unglaublicher Liebesbeweis und große romantische Szene verkauft, aber im Endeffekt ist es nur eine Sache: sie reitet ihren Kerl in den Schlaf.

Anschließend fährt unser Traumpaar wieder nach Hause und Sky erfährt das Karen (ihre Adoptivmutter) ihre leibliche Tante ist, besagte misshandelte Schwester des Vaters. Sky soll entscheiden, ob sie zur Polizei geht. Macht sie nicht, weil sie die ganzen dreizehn Jahre gut von Karen behandelt wurde und sie halt ihre Mama ist. Die beiden setzen sich hin, reden über alles und umarmen sich in Dauerschleife und ich kam mir vor wie bei „Zwei bei Kallwass“. Und natürlich hat diese Geschichte nur eine Zeitspanne von einem Monat, die zweite Hälfte des Buches spielt sogar nur an einem Wochenende. Die Liebe heilt alles, Traumata werden weggesteckt wie ein Papierschnitt und die Einhörner können wieder über die pinke Glitzerwiese galoppieren. Danke, danke, ich musste Regenbögen kotzen und Glitzer pupsen und erstmal eine rauchen gehen

Das Traurige ist, so wie sehr oft, dass das eine richtig schöne und gute Geschichte hätte werden können. Voller Tragik und den Abgründen der menschlichen Seele und einem tiefsitzendem Trauma, Verdrängung und der Heilung von solchen Ereignissen. Und ja, von mir aus auch mit der ganz großen Glitzerliebe. Aber doch nicht so …  


Fazit


Ich bin bisher von Colleen Hoover enttäuscht worden. Die erste Hälfte war unterirdische Kindergartenkacke, die zweite Hälfte war zwar gefühlvoller und ernsthafter, aber durch die sich überschlagenden Ereignisse und die Reaktionen der Protagonisten auf diverse Situationen einfach nur extrem unrealistisch. Schade, wirklich schade. Colleen Hoover und ich werden wohl keine Freunde werden.  


1/5 Sternen

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