Sonntag, 5. Juni 2016

| Rant | Zerbrechliches Herz



Fakten


Originaltitel: When you were mine
Originalsprache: Englisch
Autor: Rebecca Serle
Erscheinungsdatum: 2012
Buchreihe: Einzelband
Seitenanzahl: 268 Seiten
 

deutsches Cover
englisches Cover
 

Inhalt

 
Rosaline weiß, dass sie und Rob zusammengehören. Schon ewig beste Freunde, hat Rob sie endlich geküsst. Alles scheint perfekt – bis Julia auftaucht, Rose' Cousine. Sie sieht umwerfend aus und wickelt jeden Typen um den Finger. Im Nu verdreht sie Rob den Kopf, und die beiden tun keinen Schritt mehr ohne den anderen. Als sich das Gerücht verbreitet, Julia sei psychisch labil und selbstmordgefährdet, fürchtet Rose nicht nur um Robs Herz, sondern auch um sein Leben …

Meine Meinung

 

Zerbrechliches Herz“ fängt schonmal mit einem richtig hirnrissigem Prolog an, in dem unsere Protagonistin Rosie uns erstmal klarmacht, dass Shakespeare damals alles falsch verstanden hat und Julia eine Bitch war und Rosaline den Liebhaber ausgespannt hat. Schön zu wissen. Ist auch das Wichtigste, vor allem weil das nie wieder Erwähnung findet und einfach mal ein richtig mieser Einstieg in ein richtig mieses Buch ist.

Und dann geht es los. Ohne Vorwarnung, ohne Vorbereitung wird der Leser mit hirnlosem Teenager scheiß vollgemüllt. Es geht dauernd um Haarfarben und Fingernägel und das Gewicht irgendwelcher Leute. Alle werden auf eine einzige Charaktereigenschaft reduziert und springen wie dressierte Affen durch die Geschichte und lassen sich von der Clique der Protagonistin herumkommandieren und wie ein Stück Scheiße behandeln.

Diese Weiber … ey, haben die mich aufgeregt. Rosies Freundinnen Olivia und Charlie denken nämlich ungefähr so weit wie eine Kuh scheißen kann. Die können nichts, machen nichts und sind auch sonst völlig überflüssig. Charlie hat irgendeinen extremen Komplex und ist nur am rumzicken und rummaulen, macht alle drei Minuten wegen irgendeinem völlig unwichtigem Dreck mit ihrem Freund Schluss um drei Stunden später wieder mit dem in die Kiste zu hüpfen, wie Rosie so anschaulich und verächtlich das Sexleben ihrer besten Freundin erläutert. Die andere Bratze in dem Teufelstrio ist Olivia. Strohdumm und die Wichsvorlage für jeden hormongesteuerten Typen. Abgesehen davon, dass sie dauernd von Charlie wie das ungeliebte Anhängsel behandelt wird, wird sie völlig auf die Beziehung zu ihrem Freund Ben (Charlies Bruder) reduziert. Yay, wir haben hier also drei unglaublich tolle und tiefgründige Charaktere, die ein echtes Vorbild sind. Ich könnte im Dreieck kotzen, wenn ich an diese hirnlosen Unterhaltungen denke …

Dann gibt es noch Rob. Rosies bester Freund und Nachbar. Der junge Herr, hat vor den Sommerferien auf dem Schulball Rosies Gesicht berührt, ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht gestrichen und ihr gesagt dass sie schön ist. Und das war Anlass genug für Rosie den kompletten Sommer über diesen Hans-Wurst zu philosophieren, jede Sekunde die die beiden seitdem miteinander verbracht haben zu analysieren und uns ihr nicht vorhandenes Gespür für Logik und Realismus unter die Nase zu reiben. Ihre beiden dummbratzigen Freundinnen machen bei diesen unglaublich tiefgründigen Analysen liebend gerne mit und stacheln Rosie zu noch mehr Naivität und Sinnlosigkeit an. Immerhin wissen wir, dass die drei was gemeinsam haben, so als beste Freundinnen. Ich nenne es Dummheit, andere nennen es Verliebtheit. Kann man sich drüber streiten. Ich will ja echt nicht fies sein … doch, ich will fies sein: haben die keine Hobbys? Keine Leidenschaften? Haben die nichts in diesem gottverdammten Kuhkaff zu tun, als sich an einem einzigen Satz aufzugeilen? Boah, Leute! Das geht gar nicht.

Jedenfalls, bittet Rob seine beste Freundin um ein Date. Das wird dann auf über dreißig Seiten gestreckt. Mit allem hirnlosem Scheiß drumherum: Was soll die Dame anziehen? Wirkt es gewollt? Oder doch ungezwungen? Oh guck mal, da fliegt ein Staubkorn! Also wirklich jedes unwichtige noch so kleine Detail wird aufs Schlimmste ausgeschlachtet bis wir dann endlich mal beim eigentlichen Date sind, was dann sterbenslangweilig ist. Am Ende des Abends knutschen die beiden dann rum und am nächsten Tag kommt dann Rosies Cousine Julia auf die Schule. Sie wird sofort als Diskoschlampe schlechthin dargestellt. Bei einem Mittagessen befiehlt sie Rob, mit ihr zur Schulanfangsparty zu gehen. Er sagt zu, Rosie ist nicht begeistert. Hat aber nicht den Arsch in der Hose um mal Tacheles zu reden und zu sagen: „Keule, wir sind zusammen!“ Nene, die sabbelt dann lieber ihren besten Freundinnen ohne Punkt und Komma die Ohren voll und suhlt sich in ihrem Selbstmitleid.

Irgendwann ist dann der Schulball, wir sind übrigens schon locker auf Seite 100. Ja, die Autorin liebt Details, Leute. Aber sowas von! Egal, auf diesem Schulball oder der Party oder was auch immer das für eine Zusammenkunft von besoffenen Schülern sein soll, tanzen Rosie und Rob dann und er verspricht ihr noch beim Tanzen, das Blaue vom Himmel und sagt ihr, dass sie die Einzige ist und er nicht glauben kann, wie lange er gebraucht hat um das zu begreifen. Halt der ganze Kitsch, der mich zum Würgen bringt. Rosie geht auf Klo, kommt wieder und sieht auf einem Balkon Rob und Julia eng umschlungen tanzen. Rosies Welt bricht zusammen, sie verlässt die Feierlichkeit Hals über Kopf und jammert über ein Drittel des Buches darüber, dass Julia ihr Rob weggenommen hat.

Sie spielt nun die Bella Swan mit dem einzigen Unterschied, dass sie eine absolute Zicke ihrem Bio-Projektparnter Len gegenüber ist, der versucht ihr zu erklären, dass Rob sie nicht verdient hat, wenn er sie wie ein Arschloch von Weltklasse so forsch und schnell abserviert. Tatsächlich war Len der sympathischste im ganzen Buch. Aber das ist Rosie egal. Die geht auf den los, als gäbe es kein Morgen. Zickt ihn an, beleidigt ihn und weiß der Geier was noch alles. Und was macht der Junge? Der grinst sich einen und fragt sich wahrscheinlich, wann er die Alte endlich geknackt hat.

Die Seiten fliegen und fliegen und es passiert nichts. Rosie sagt immer wieder, dass sie Rob zurücknehmen würde. Der allerdings ist eine feste Beziehung mit Julia eingegangen, die an der Schule als „Psycho“ gilt und eigentlich haben die beiden nichts mehr miteinander zu tun. Der Mittelteil des Buches ist also eine Aneinanderreihung von hirnlosen Debatten des dummbratzigen Teufelstrio, der Entjungferung von Olivia und Rosie, die nichts macht. Ernsthaft, ich kann mich nicht an eine einzige Szene erinnern, in der die irgendeinem Hobby nachgeht oder sich mal unabhängig von ihrem verflossenen Schmatzipuffi irgendwas gönnt. Nein, alles erinnert sie an Rob. Meine Fresse, hat das genervt. Ja, er war dein bester Freund. Das war 'ne miese Nummer was er da abgezogen hat. Aber hast du keinen Lebensinhalt, abgesehen von der Schwärmerei für den Schmierlappen?

Es geht weiter mit sinnlosem Müll, dummen Themen und der langsamen Annäherung von Len und Rosie. Hat auch niemand erwartet, dass sie an dem Typen dann doch noch Gefallen findet. Das kam so aus dem nichts, ich war ja mal absolut überrascht! 100 Punkte für diese unerwartete Wendung, meine Freunde! Irgendwann kommt dann ein Familienskandal ans Tageslicht. Robs Mutter und Julias Vater hatten vor einem Jahrzehnt eine Affäre. Das kommt jetzt raus (man muss dazu sagen, alle drei Familien bewegen sich in der Politik und der Öffentlichkeit) und das ist für die Kiddies das Ende der Welt. Rob und Julia streiten sich und am Abend, kurz bevor Rosie zu einem Date mit Len aufbrechen will, steht dann Robbie sturzbesoffen vor ihrer Tür und fleht sie an, ihn zurückzunehmen. Rosie beweist sowas wie Rückgrat oder zumindest den Ansatz davon, als sie ihn wegschickt, weil sie über alles nachdenken muss. Das hat Len gehört. He is not amused und macht Rosie erstmal eine Ansage, dass sie dumm wäre Rob zurückzunehmen. Dem stimme ich zu.

Und dann kommt auch schon die Szene wo Rosies Eltern ihr beibringen, dass Rob und Julia bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Es folgt eine dermaßen unemotionale Beerdigung und Verarbeitung, dass ich schon fast am Heulen war, weil mir nicht nach heulen zumute war. Eigentlich sollte einen sowas zumindest ein bisschen berühren, aber nöö … das war mir so egal, als wenn in China eine Schippe umfällt, dass die da die Klippen runtergebrettert und beide verreckt sind. Spricht für die unglaubliche Emotionalität des Buches. Wie schnell man sich doch da einfühlen kann, dass dir der Tod zweier Charaktere so dermaßen am Arsch vorbeigeht.

Es folgen weitere Monate voller Trauer. Und eines Tages, ganz plötzlich sagt Rosies Muter die absoluten Zauberworte, woraufhin Rosie aus dem Bett springt und in Sekunden den Tod ihres besten Freundes und ihrer Cousine überwunden hat, breit grinsend durch die Gegend latscht, ins Auto springt und zu Len fährt. Die beiden knutschen und sind anscheinend ein Paar von diesem Moment an. Und das Buch ist vorbei. Einfach so. Vollkommen nebensächlich. Fünfzig Seiten der langweiligsten Verabeitung eines Todesfalles die ich jemals gelesen habe und dann sieht sie Schnee und hört ihre Mutter zwei Sätze sagen und die Einhörner galoppieren über die Glitzerwiese und alles wird toll. Kann mir das bitte jemand erklären? Ich kam mir richtig verarscht vor und saß, nachdem ich das Buch ausgelesen hatte, wirklich da lachte und habe gesagt: „Boah, war das mies.“

Fazit

 

Ihr seht also: „Zerbrechliches Herz“ ist Müll. Anders kann ich es einfach nicht formulieren. Es ist kompletter Müll, gefüllt mit strunzendämlichen Charakteren und Gesprächen. Und so verdammt schlecht geschrieben, dass einem der Tod zweier Charaktere völlig egal ist. Das spricht schon für sich in meinen Augen. Leute, lasst die Finger von diesem Schinken!


1/5 Sternen





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