Mittwoch, 13. April 2016

| Rezension | Wie Monde so silbern


Fakten


Originaltitel: Cinder
Originalsprache: Englisch 
Autor: Marissa Meyer
Erscheinungsdatum: 2012
Buchreihe: Wie Blut so rot
Wie Sterne so golden
Wie Schnee so weiß
Seitenanzahl: 381 Seiten
englisches Cover
deutsches Cover




Inhalt

 
Cinder lebt bei ihrer Stiefmutter und ihren zwei Stiefschwestern, arbeitet als Mechanikerin und versucht gegen alle Widerstände, sich nicht unterkriegen zu lassen. Als eines Tages in unauffälliger Kleidung niemand anderes als Prinz Kai an ihrem Marktstand auftaucht, wirft das unzählige Fragen auf: Warum braucht Kai ihre Hilfe? Und was hat es mit dem plötzlichen Besuch der Königin von Luna auf sich, die den Prinzen unbedingt heiraten will? Die Ereignisse überschlagen sich, bis sie während des großen Balls, auf den Cinder sich einschmuggelt, ihren Höhepunkt finden. Und diesmal wird Cinder mehr verlieren als nur ihren Schuh …

Meine Meinung

 

Ich hatte eigentlich nie vor „Wie Monde so silbern“ zu lesen. Aber, im Rahmen des Partnerprojektes mit Sana, habe ich es dann doch gelesen. Was soll ich sagen? Ich war positiv überrascht. Die Geschichte hat mich jetzt nicht aus den Socken gehauen, aber ich wurde gut unterhalten und habe mich nur zwei Mal aufgeregt – was für meine Verhältnisse schon eine Lobeshymne an sich ist.

In diesem Werk von Marissa Meyer ist Cinder unsere Protagonistin. Sie ist eine selbstständige Protagonistin, die sich nicht unbedingt alles gefallen lässt. Wie ihre Märchenvorlage lebt sie mit ihrer Stiefmutter und den zwei Stiefschwester zusammen, welche sie, nett ausgedrückt, wie Dreck behandeln. Die eine Stiefschwester war zwar nett zu ihr und auch mehr eine Freundin für sie, aber dem wird ja relativ schnell ein Ende gesetzt.
Es schien als würde Marissa Meyer sich zu sehr auf die Schwarz/Weiß Malerei dieser Nebencharaktere konzentrieren. Dabei, gibt es durchaus einige Grauschattierungen. Kann man die Stiefmutter wirklich für ihre Handlungen verurteilen? Ist sie im Grunde nicht nur eine trauernde Frau, gezeichnet vom Leben? Da hätte man durchaus mehr herausholen können, als sie in eine Schublade zu stecken und sie um jeden Preis eben dort zu lassen.

Das Grundgerüst von „Wie Monde so silbern“ ist an das Märchen Aschenputtel angelehnt, was an sich schon für einen Pluspunkt sorgt. Immerhin ist Aschenputtel mein absolutes Lieblingsmärchen. Mit den ganzen Cyborgs und Androiden und dem futuristischen Setting hat die Autorin alles ein bisschen aufgewertet und es wirkt frisch und neu. Jedoch hat die Welt zu viele Lücken. Es wird zu wenig erklärt. Die Geschichte dieser Gesellschaft spielt keine Rolle. Wie funktioniert diese Gesellschaft? Was genau ist eigentlich passiert, dass es soweit gekommen ist? Und warum werden die Cyborgs nicht als Menschen angesehen, wenn sie es doch eigentlich sind? Und was mich ganz brennend interessieren würde: wieso können weibliche Cyborgs keine Kinder kriegen? So wie ich das verstanden habe, wird man zum Cyborg, wenn man durch Unfälle oder Krankheiten Organe oder Körperteile verliert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle Frauen ihre Gebärmutter verlieren oder die Eierstöcke kaputt sind. Oder habe ich da was nicht bekommen?

Schon am Anfang trifft Cinder auf Prinz Kai, der natürlich ein Heiliger ist und atemberaubend toll aussieht und überhaupt der wahr gewordene Traum aller Mädchen ist. Die Beiden mögen zusammen ja ganz gut funktionieren, allerdings eher als Freunde oder Verbündete. Eine wirkliche Liebesbeziehung sehe ich da nicht, dafür fehlt mir die Chemie und der Funke. Die Unterhaltungen wirken zu distanziert, als das da mehr draus werden könnte. Für eine Schwärmerei oder ein harmloses Geflirte reicht es noch, aber wie das in eine Beziehung münden soll? Das kann ich mir leider überhaupt nicht vorstellen. Viel mehr sehe ich zwei Freunde, die immer ein kleines bisschen mehr sein werden.

Der andere Teil der Handlung dreht sich um die blaue Pest (für die ich beim regelmäßigem SS-Projekt-Spam immer neue Namen erfand)* und ist um einiges interessanter als eine Liebesgeschichte. Ich mag Tragik, ich mag Drama, ich mag Realismus. Und eine weltweite Seuche für die es kein Heilmittel gibt und bereits Angehörige der Protagonisten dahingerafft hat? Klingt ja schon mal ganz gut. Leider, wird darauf viel zu wenig eingegangen. Ja, die blaue Pest gibt es und sie ist auch immer präsent, aber wirklich ein Problem ist sie nur, wenn es gerade in den Handlungsverlauf passt und ein präsentes Problem darstellt.

Das interessanteste für mich an der kompletten Handlung waren tatsächlich die Lunarier und deren Geschichte, deren Gesellschaft, deren Lebenseinstellung. Nicht, dass man schon viel von ihnen mitbekommen hätte. Aber dass was man mitbekommt, klingt hochinteressant und enthält enorm viel Potenzial für eine hochinteressante Geschichte. Hoffentlich kommt da in den nächsten Teilen noch etwas mehr, denn das was hier angerissen wurde, reicht bei weitem nicht um sie einfach ohne Erklärung als Antagonisten darzustellen.

„Wie Monde so silbern“ ist, wie bereits erwähnt und allgemein bekannt, eine Märchenadaption. Doch nicht nur dadurch ist die Geschichte mehr als vorhersehbar. Ich hatte bereits im „zweiten Buch“ alle großen und schockierenden Wendungen erraten. Dafür muss man nicht mal vorblättern oder etwas zweimal lesen. Die Hinweise springen einem ins Gesicht. Und wenn die Autorin sich dann noch an den Leitfaden der vorhersehbaren Jugendbücher klammert, dann ist alles klar. „Wie Monde so silbern“ ist deswegen aber nicht schlecht oder langweilig. Vorhersehbar heißt nicht automatisch eines von beiden. Es funktioniert als reine Märchenadaption erstaunlich gut, hat mir allerdings noch zu viele Lücken und Fehler in den Sci-Fi Elementen. Diesbezüglich bin ich aber optimistisch.

Fazit

 

„Wie Monde so silbern“ hat mir erstaunlich gut gefallen. Das Buch kann mit einer sympathischen Protagonistin und vielen interessanten Ansätzen punkten. Luft nach oben ist definitiv vorhanden, auch wenn das Buch das gewisse Etwas hatte um mich zu unterhalten. Ich werde die Reihe definitiv weiterlesen.
 
3,5/5 Sternen
 


* Es fielen Wortkreationen wie „grüne Kopfschmerzen“, „pinke Leukämie“, „weißer Schnupfen“ etc.

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