Dienstag, 19. April 2016

| Rezension | Einfach. Liebe.


Fakten


Originaltitel: Easy
Originalsprache: Englisch 
Autor: Tammara Webber
Erscheinungsdatum: 2012
Buchreihe: Einfach. Für Dich.
Sweet (bisher nur auf Englisch)
Brave (bisher nur auf Englisch)
Seitenanzahl: 383 Seiten
 
deutsches Cover
englisches Cover

 

Inhalt

 
Als Jacqueline sich von einer Party davonstiehlt, ahnt sie nicht, dass die Ereignisse der Nacht ihr Leben für immer verändern werden. Kaum versucht ein Verehrer, der ihr gefolgt ist, sie zu bedrängen, liegt er schon am Boden. Ihr Retter? Ausgerechnet Lucas, der stille Einzelgänger, der nicht nur sehr sexy und geheimnisvoll, sondern auch vollkommen unnahbar ist. Und während Jacqueline versucht, sich auf ihre Abschlussprüfungen vorzubereiten, taucht Lucas plötzlich überall dort auf, wo sie auch ist. Er scheint etwas zu verbergen. Doch sein Blick brennt sich in ihr Herz …

Meine Meinung

 

Einfach. Liebe.“ ist eines dieser Bücher, bei denen ich desto länger ich über das Buch, die Handlung und die Charaktere nachdenke, umso enttäuschter bin ich vom verschenkten und nicht ausgeschöpftem Potenzial. Dabei fand ich das Buch weder gut noch schlecht. Das bereits erwähnte Potenzial war in Massen vorhanden und wurde leider nur bedingt ausgeschöpft. Die Autorin hat sich da mehr auf Dinge konzentriert, die im Vergleich zu den Ereignissen am Anfang und am Ende schon fast langweilig wirkten.

Tammara Webber hat sich für einen spannenden Einstieg entschieden, in dem es sofort zur Sache geht. Man wird augenblicklich in das Geschehen hineingeworfen. Diese ersten Seiten waren wirklich spannend und vielversprechend, doch leider nahmen diese Eindrücke sehr schnell ab. Die Autorin verliert sich in der Schilderung eines uninteressanten Liebesdramas und lässt Jaqueline ihre Erfahrung auf ungesunde und auch unglaubwürdige Art verdrängen, bis der Täter vor ihr steht und sie zu einem verängstigtem Kind wird.

Das ist auch der Hauptgrund, weshalb ich mit der Protagonistin Jaqueline* nicht warm geworden bin und mich immer mal wieder über ihre Reaktionen geärgert habe. Das und dieser anfängliche Blödsinn mit der „Operation Bad Boy“, das war ja mal unterstes Niveau. Trennungsschmerz ist schön und gut, aber dieses Verhalten von ihr und ihren Freundinnen, das war einfach rücksichtslos und kindisch. Nichts gegen Lückenbüßer, Erfahrungen und Affären. Ich bin da relativ offen und der Meinung, dass jeder für sich selbst entscheiden muss, wie er sein Liebes – und Sexleben gestaltet. Sollte das jeden Monat ein neuer Partner sein, dann ist dem so. Leben und leben lassen. Aber Ehrlichkeit ist das A und O. Dieser Plan der drei Damen? Das ist schon ziemlich mies, jemanden als Lückenbüßer auszunutzen, der auch noch wirkliche Gefühle für jemanden empfindet.

Der männliche Protagonist Lucas war mir da schon um einiges sympathischer. Er ist greifbarer und nicht so beeinflussbar wie seine Angebetete. Seine Beweggründe bleiben lange im Dunkeln, das lässt ihn aber nicht kalt oder unsympathisch wirken. Es lässt ihn realistisch wirken. Ein Einzelgänger halt, der sich vor Schmerz und Enttäuschung schützt. Lucas war für mich tatsächlich die sympathischste Figur in diesem Roman und ich hätte mir ein bisschen mehr von ihm gewünscht. Aber dafür gibt es ja dann den zweiten Teil, aus seiner Sicht.
Übrigens war diese ganze Landon/Lucas-Storyline mehr als überflüssig. Das „Geheimnis“ hatte ich schon nach zwanzig oder dreißig Seiten geknackt.

Die Vergewaltigungsstoryline hatte ebenso viel Potenzial, wie solche Ereignisse grausam sind. Einige Szenen haben mir wahnsinnig gut gefallen, wie zum Beispiel die Sitzung der Studentenverbindung mit der kleinen Ansprache der Vorsitzenden. Vielleicht ist das in den USA anders, aber seit wann spielt es bei einer Vergewaltigung eine Rolle ob ein Mädchen noch Jungfrau war? Das macht die Sache nicht besser, leichter oder schöner. Sex gegen den Willen eines Menschen ist Vergewaltigung. Scheißegal, ob du eine Jungfrau bist oder ob du schon mit dreißig verschiedenen Menschen geschlafen hast. Da ist es ebenso egal, ob du sogar schon mit dieser einen Person einvernehmlichen Sex hattest. Wenn du es nicht willst, dann ist das eine Vergewaltigung. Zum Glück wurde das in diesem Buch aufgegriffen, weil mich diese Ansicht einiger Randcharaktere richtig aggressiv gemacht hat.

Ebenfalls sehr gut hat mir die kleine Nebenstoryline zum Thema Selbstverteidigung gefallen. Diese kleine Ermutigung für (in diesem Falle) weibliche potenzielle oder tatsächliche Opfer eines Sexualdeliktes, dass es keine Rolle spielt dass man klein und schwach ist und es nur um das Entkommen geht, hat mir ein richtiges Grinsen ins Gesicht gezaubert. Das wurde mir in meinem Selbstverteidigungskurs damals auch immer gesagt. Man soll die Person nicht zusammenschlagen, man muss nur entkommen und wegrennen können und immer daran denken, dass der eigene Körper eine Waffe ist und selbst der größte, stärkste Mann aufheult, sobald er einen Tritt in die Weichteile kriegt oder eine Frau ihm mit ihren sauteuren Absatzschuhen auf den Fuß trampelt.

Abgesehen davon passiert aber nicht wirklich viel. Die Story plätschert irgendwie vor sich hin um dann riesige Schritte zu machen. Und das alles während Jaqueline sich im Selbstmitleid suhlt, bevor sie am Ende endlich mal die Dinge in die Hand nimmt. Gut, wenigstens entwickelt sie sich diesbezüglich, aber dieser Schritt war dann doch etwas zu plötzlich. Die Art und Weise wie sie Dinge in die Hand nimmt, sind bei mir in einem bestimmten Punkt auf völlige Ablehnung gestoßen und haben nochmal ihr Punktekonto gepfändet. Wenn jemand mir seine Trauergeschichte nicht erzählen will, dann respektiere ich das, sehr geehrte Miss Wallace!

Der Großteil des Buches dreht sich also nur darum wie Jaqueline und Lucas sich näherkommen und kennenlernen. Zum Ende hin haben mir diese Szenen dann auch gefallen, nachdem die Beiden sich nähergekommen sind, sind sie sogar ziemlich unterhaltsam. Aber bis es soweit ist, funktionieren sie nicht als potenzielles Paar, sondern nur als zwei Menschen die sich hin und wieder gegenseitig Speichel schenken.

Fazit


 „Einfach. Liebe.“ ist ein durchschnittliches Buch mit sehr guten Ansätzen. Ich bin nicht wirklich mit der Protagonistin warm geworden. Die Autorin schöpft das Potential nicht aus und verliert sich lieber in endlosen Beschreibungen über Liebeskummer und Verlangen und dem obligatorischem „Sie können nicht zusammen sein.“


3/5 Sternen


* eine meiner Arbeitskolleginnen heißt Jaqueline. Eine bestimmende, forsche Mittvierzigerin. Ich musste immer an die liebe Jacky denken, was sie im Übrigen nicht so lustig fand und mein Bild der Protagonistin nochmal ein bisschen gestört hat :D





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