Fakten
Originaltitel: Golden
Originalsprache: Englisch
Autor: Jessi Kirby
Erscheinungsdatum: 2013
Buchreihe: Einzelband
Seitenanzahl: 299 Seiten
deutsches Cover |
englisches Cover |
Inhalt
„Sag mir, was hast du vor mit deinem einen, wilden und kostbaren Leben?“
Diese Frage stellt ein Englischlehrer seiner Abschlussklasse. Die
Antworten darf jeder in ein Tagebuch schreiben, das danach eingesammelt
und zehn Jahre unter Verschluss gehalten wird. Die 17-jährige Parker
Frost weiß zumindest, was man von ihr erwartet: zum Medizinstudium nach
Stanford. Am besten mit dem Stipendium, das zu Ehren von Julianna und
Shane eingerichtet wurde, die vor zehn Jahren nach einem Autounfall
verschwanden. Als Parker durch Zufall das Tagebuch von Julianna findet
und darin liest, ist sie erschüttert. Denn deren Leben stellt sich
plötzlich ganz anders dar. Was geschah damals, in der Nacht des Unfalls?
Und ist es möglich, dass Julianna noch am Leben ist? Das Ergründen von
Juliannas Geheimnis bedeutet für Parker letztlich eine Reise zu ihrem
innersten Selbst und zu dem, was sie wirklich will.
"Aber jetzt ist mir klar, dass es nicht die Entscheidung ist, die des Mutes bedarf. Es ist die Konfrontation mit den Konsequenzen. Dazu zu stehen, egal, ob sie gut oder schlecht sind." - S. 288
Meine Meinung
„Dein
eines, wildes kostbares Leben“ ist
eines von diesen Büchern. Man liebt die Idee und sieht an jeder Ecke
das Potenzial, doch die Umsetzung lässt zu wünschen übrig. In
diesem Fall hat die Umsetzung mich sogar in einem bestimmten Punkt
richtig aggressiv gemacht, aber dazu später mehr.
Jessi
Kirby hat einen wundervollen Anfang geschrieben, ihrer Protagonistin
eine Persönlichkeit eingehaucht und diese vor eine schwierige und
sehr persönliche Frage gestellt. Anfangs war Parker mir sympathisch
und ihr durchgeplantes Leben erschien mir nicht unbedingt grauenvoll,
sondern langweilig. Allerdings langweilig auf eine Art und Weise die
nicht negativ aufstößt. Ihre Lebenseinstellung passte zu der
Grundthematik des Buches und unterstützte die anfängliche
Fragestellung.
Die
Idee mit dem Tagebuch der verschwundenen Julianna Farnetti hat mir
ebenfalls gefallen und für einen schönen Kontrast in der noch
dünnen Story gesorgt. Die Tagebucheinträge sind schön geschrieben,
durchzogen von einer gewissen Sehnsucht, die man nachvollziehen kann.
Der Leser möchte wissen was diesem Mädchen passiert ist und es
hätte eine wunderschöne und tragische Geschichte werden können.
Parker erwähnt mehr als einmal, dass Julianna und Shane das absolute
Traumpaar waren und als eine Art traurige Legende in der
Stadtgeschichte eingegangen sind.
Anfangs
sah auch alles danach aus dass dieses Buch die Geschichte einer
Tragödie ist. Und auch wenn solche Geschichten deprimierend sind, so
können sie ebenso gut sein. Ich gehöre anscheinend zu der
Minderheit der Personen die hin und wieder mal ganz froh ist, so
einen emotionalen Brocken in der Hand zu haben, anstatt ständig über
Glitzerwelten und Fantasiebeziehungen zu lesen.
Leider
hat Jessi Kirby eine andere Richtung gewählt. Sie hat einen Konflikt
in Juliannas Leben hineingeschrieben, der viel zu schnell geht und
völlig unrealistisch wirkt. Dass Parker sich dann so in diese
Geschichte hineinsteigert mag man anfangs noch verstehen. Es ist halt
ihre Art aus ihrem langweiligem Leben auszubrechen und sich selbst zu
fragen was sie mit ihrem Leben anfangen möchte. Doch spätestens ab
einem gewissen Punkt habe ich mich nur noch gefragt ob dieses Mädchen
an Realitätsverlust leidet.
Es
ist wirklich schwierig meinen größten Kritikpunkt an der Geschichte
zu begründen ohne zu verraten was mich so aufgeregt hat, denn das
wäre der größte Spoiler überhaupt. Parker steigert sich immer
weiter in das Leben von Julianna hinein und besitzt die Dreistigkeit
und Frechheit Menschen mit Ereignissen von vor zehn Jahren zu
konfrontieren. Genau den Menschen die davor weggelaufen sind. Am Ende
der Geschichte hat mir einfach nur noch eine bestimmte Person
unglaublich leidgetan, weil er einfach stiefmütterlich behandelt
wurde und man seine Existenz mit einem Schulterzucken abtat und sich
nicht weiter darum scherte. Obwohl gerade diese Person eigentlich
eine sehr große Rolle im Leben einer anderen Person gespielt hat.
Diese Konstellation und dieser Handlungsverlauf für den Jessi Kirby
sich hier entschieden hatte hat mich wahnsinnig aufgeregt und einfach
nur stellenweise richtig aggressiv werden lassen. Noch dazu hat es
mir die Protagonistin Parker auf einen Schlag unsympathisch gemacht.
Sie bekommt ihr eigenes Leben nicht so auf die Reihe wie sie gerne
würde und deswegen stochert sie in den schmerzhaften Erinnerungen
anderer Menschen? Das ist für mich schon an der Grenze zu "moralisch
verwerflich".
Das
Ende konnte dann auch nicht mehr viel raus reißen. Es bleibt kaum
Platz für Parkers Geschichte, für ihre Entscheidungen und ihre
Entwicklung. Dafür wurde zu viel über die Vergangenheit
philosophiert. Jessi Kirby hat sich eindeutig zu wenig auf die
lebenden Personen in diesem Buch konzentriert und vernachlässigt die
Charakterentwicklung der Protagonistin. Die letzten Seiten sind dann
irgendwie zusammengeschustert um wenigstens ein passables Ende zu
finden.
Fazit
Alles
in allem besteht „Dein eines, wildes, kostbares Leben“ aus einem
grandiosem Anfang mit tollen Lebensweisheiten und einer Grundthematik
die den Leser selbst zum Nachdenken bringt. Doch je weiter die
Geschichte voranschreitet, umso mehr konzentriert Jessi Kirby sich zu
sehr auf die Vergangenheit und schlägt eine Richtung ein, die bei
mir persönlich, auf völlige Ablehnung gestoßen ist. Es ist
wirklich schade. Ich glaube das Buch hätte etwas besonderes werden
können.
3,5/5 Sternen
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