Donnerstag, 14. Januar 2016

| Rezension | Passagier 23


 Fakten

Originaltitel: Passagier 23
Originalsprache: Deutsch
Autor: Sebastian Fitzek
Erscheinungsdatum: 2014
Buchreihe: -
Seitenanzahl: 426 Seiten
 
 
 


Inhalt 


Jedes Jahr verschwinden auf hoher See rund 20 Menschen spurlos von Kreuzfahrtschiffen. Noch nie kam jemand zurück. Bis jetzt ...
Martin Schwartz, Polizeipsychologe, hat vor fünf Jahren Frau und Sohn verloren. Es geschah während eines Urlaubs auf dem Kreuzfahrtschiff „Sultan of the Seas“ – niemand konnte ihm sagen, was genau geschah. Martin ist seither ein psychisches Wrack und betäubt sich mit Himmelfahrtskommandos als verdeckter Ermittler.
Mitten in einem Einsatz bekommt er den Anruf einer seltsamen alten Dame, die sich als Thrillerautorin bezeichnet: Er müsse unbedingt an Bord der „Sultan“ kommen, es gebe Beweise dafür, was seiner Familie zugestoßen ist. Nie wieder wollte Martin den Fuß auf ein Schiff setzen – und doch folgt er dem Hinweis und erfährt, dass ein vor Wochen auf der „Sultan“ verschwundenes Mädchen wieder aufgetaucht ist. Mit dem Teddy seines Sohnes im Arm... 

Meine Meinung


 Das war ein Fitzek-Thriller wie ich ihn liebe. Spannend, packend, unvorhersehbar bis zur letzten Seite und voller Überraschungen und Wendungen. Wie gewohnt katapultiert Fitzek den Leser sofort ins Geschehen und wirft unendlich viele Fragen auf.

Die Thematik des „Passagier 23“ finde ich sehr interessant und wusste vorher darüber so gut wie gar nichts. Demnach waren die Erklärungen für einen Außenstehenden sehr verständlich und haben mich persönlich überrascht und dafür gesorgt, dass ich bereits am Anfang des Buches fleißig Theorien entwickelt habe.

Sebastian Fitzek hat einen tollen Schreibstil. Ich liebe die kurzen Kapitel, seine Beschreibungen, seine Ausführungen, seine Angewohnheit in den dunkelsten Ecken der menschlichen Seele nach noch tieferen Abgründen zu suchen und diese zu erklären. Er schafft es, dass man mit dem Täter vielleicht nicht unbedingt Sympathie oder Verständnis aufbringt, dafür aber Mitleid und sich selbst die Frage stellt: Wie würde ich reagieren, wenn mir solche Dinge angetan werden?

Die Charakterisierung der Antagonisten ist deshalb niemals dünn oder einseitig. Sie bekommen eine Geschichte und Zeit sich zu entfalten. Was mir persönlich sehr gut gefällt ist die Tatsache dass die Antagonisten hier keine langen Monologe halten, obwohl eigentlich ein Showdown erwartet wird. Als Leser erfährt man alle Beweggründe und Motive für die Handlungen, in dem man ein oder zwei graue Zellen anstrengt und sollte das nicht genügen, wird am Ende alles nochmal in soweit erklärt, dass es nicht wie aufgewärmte Suppe wirkt, sondern wie eine Sicherung von Beweisen oder einem Vernehmungsgespräch. Diese Methode wählt Fitzek auch in „Passagier 23“ erneut.

Auch in diesem Werk gibt es wieder mehrere Handlungsstränge die sich langsam im Laufe der Geschichte verknüpfen und sich gegenseitig ergänzen. Fast alle Perspektiven sind spannend geschrieben, sorgen für einen ständigen Informationsschub und werden, vor allem zum Ende der Geschichte hin, an absolut unmenschlichen Stellen beendet. So kann man seine Leser auch dazu bringen die Nacht durchzulesen.

Ob die Handlung mit Lisa und Julia Stiller wirklich notwendig war, ist sicherlich Ansichtssache. Sie ist nicht schlecht geschrieben, sie ist spannend und fesselnd und hätte Fitzek bei einem bestimmten Ereignis schon die Bremse betätigt hätte ich absolut nichts zu meckern. Doch, das tut er nicht. Es geht nach diesem Knall weiter und am Ende scheint alles aufgrund von pubertärer Naivität zu passieren. Sicher, da spielt auch geistige Instabilität mit rein, doch auf den ersten Blick scheint alles völlig weit hergeholt zu wirken und ich habe mir einfach nur gewünscht dass diese Person sich doch bitte von dem Schiff stürzen soll, damit sie endlich den Mund hält.

Mit Martin Schwartz hat Fitzek einen vielschichtigen Charakter erschaffen. Nicht nur, dass der Kerl mächtig einen am Wandern hat macht ihn so interessant. Seine Vorgeschichte, seine Persönlichkeit, sein Scharfsinn machen ihn zu einem erstklassigen Protagonisten, der aufgrund vergangener Dinge psychische Probleme hat. Diese werden immer wieder thematisiert und in den Vordergrund gerückt um stellenweise mit der Handlung verknüpft zu werden. Und das Ende ist ja mal total fies. Wie kann man nur so ein Ende schreiben?

Bis zum letzten Drittel des Buches ist nicht klar was das Motiv des Antagonisten ist und wenn es dann soweit ist, ergibt alles plötzlich Sinn. Diese Wendung habe ich persönlich überhaupt nicht erwartet und war völlig verblüfft. Vor allem, als ich dann drüber nachdachte und bemerkte dass nun alles Sinn ergibt und keine meiner Fragen offen blieb. Hut ab für diese Lösung.

Fazit

 
 „Passagier 23“ ist ein spannender und komplexer Thriller aus der Feder von Sebastian Fitzek. Auch in diesem Buch kann der Autor mit der Thematik, dem Schreibstil, den Charakteren und der Verknüpfung der einzelnen Protagonisten und deren Geschichten punkten. Trotz einigen kleinen Durststrecken im Mittelteil und der etwas schwächeren Nebenhandlung überrascht dieses Buch bis zur letzten Seite.

4,5/5 Sterne

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