Donnerstag, 7. Januar 2016

| Rezension | Noah

 

 Fakten

Originaltitel: Noah
Originalsprache: Deutsch
Autor: Sebastian Fitzek
Buchreihe: -
Seitenanzahl: 548 Seiten
 
 
 

 

Inhalt  

 Er weiß nicht, wie er heißt. Er hat keine Ahnung, wo er herkommt. Er kann sich nicht erinnern, wie er nach Berlin kam, und seit wann er hier auf der Straße lebt. Die Obdachlosen, mit denen er umherzieht, nennen ihn Noah, weil dieser Name tätowiert auf der Innenseite seiner Handfläche steht. Noahs Suche nach seiner Herkunft wird zu einer Tour de force. Für ihn und die gesamte Menschheit. Denn er ist das wesentliche Element in einer Verschwörung, die das Leben aller Menschen auf dem Planeten gefährdet und schon zehntausende Opfer gefunden hat.

 

Meine Meinung

 

Eine zweifache Mutter in Manila. Zwei Obdachlose in Berlin. Eine schwangere Reporterin in New York City und ein alter reicher Typ, der sein Publikum beleidigt in Los Angeles. Was das alles miteinander zu tun hat? Ja Dankeschön, das hätte ich auch gerne gewusst!

Anfangs ist alles viel zu unübersichtlich und verworren um überhaupt einen Ansatz zu finden, an dem man sich orientieren kann was die Handlung angeht. Die Kapitel sind sehr kurz und die Informationen folgen Schlag auf Schlag, jedoch so unübersichtlich, dass alles einfach nur in einem riesigen Fragezeichen mündet.

Dass der Protagonist Noah an Gedächtnisverlust leidet, trägt zwar erheblich zur Spannung und zum Rätsel raten bei, steht sich allerdings selbst manchmal im Weg um einige wichtige Punkte der Handlung deutlich rüberzubringen. An sich ist der Charakter Noah vielschichtig und interessant, wenn auch in einigen Aspekten zu perfekt. Er ist zu sehr Killer, zu sehr Analytiker, zu sehr auf Details getrimmt, so dass ich während des Lesens nicht drumherum kam etwas angenervt von den Momenten zu sein als Noah etwas mikroskopisch kleines oder einen halben Fitzel Information zusammenfügte und ich einfach nur im Dunkeln tappte. Vielleicht bin ich auch einmal zu oft als Kind auf den Kopf gefallen, das kann natürlich auch sein.

Sebastian Fitzek schreibt gewohnt fesselnd, detailreich und schafft es in seiner Geschichte eine gewisse Spannung zu erzeugen, die dem Leser schlaflose Nächte beschert. Durch die kurzen Kapitel kommt man sehr viel schneller voran als man anfangs denkt. Leider, wurde man in einigen Kapiteln so mit Informationen voll gebombt, dass es schon an der Grenze der Erträglichkeit kratzte, während in anderen Kapiteln so gut wie gar nichts passiert und die Geschichte vor sich hin dümpelt.

Neben Noah gibt es wenige andere Charaktere von Bedeutung, doch hier beweist Fitzek mal wieder, dass er es liebt seinen Figuren Geschichten und Persönlichkeiten zu gebe. Es lässt den Leser mitfühlen und mitfiebern, wenn er die Vergangenheit des Charakters kennt. Leider hat Fitzek sich hier mit der Anzahl der bedeutsamen Charaktere etwas verschätzt, vor allem was die Reporterin Celine anging. Nach zweihundert Seiten hat diese Frau keine wirklich tragende Bedeutung mehr für den Verlauf der Geschichte oder auch nur eine Daseinsberechtigung. Ja, das mag hart klingen. Aber, der Autor lässt die Protagonisten am laufenden Band verrecken, aber die überflüssigste Person bleibt am Leben. Gut, das mag wieder etwas mit Realismus zu tun haben und wirklich schlimm ist es auch nicht, es ist nur ein Punkt der mir aufgefallen ist.

Neben diesen beiden Charakteren ist mir ganz besonders Oscar ans Herz gewachsen. Der etwas labile Obdachlose der in den U-Bahnhöfen meiner Heimatstadt nächtigt. Wie kann man ihn nicht mögen? Er mag eher als Sidekick dienen, ein unbeteiligter der da irgendwie mit rein gerutscht ist, doch war er mir von allen am sympathischsten. Seine Vergangenheit, seine Beweggründe und sein Schicksal dürften relativ früh klar sein, das heißt jedoch nicht dass man seine humorvollen One-Liner nicht genießen kann. Und wie so oft, ist er die Stimme der Vernunft, die Stimme des Lesers im Kreis der Protagonisten.

Die „Message“ beziehungsweise die eigentliche Handlung ist wichtig und besitzt Tiefe, doch leider fehlt es ihr an Wirksamkeit, durch die Art und Weise wie mit dem Problem in diesem Buch umgegangen wird. Aus kleinen Dingen werden große. Einige Informationen werden so seltsam miteinander verbunden, dass man erstmal eine Pause einlegen und wirklich nachdenken muss ob das alles auch Sinn ergibt. Schließlich hat dieses drastische und völlig durchgeknallte Projekt um das es geht auch einen völlig durchgeknallten Verfechter und Hauptschuldigen der in unregelmäßigen Abständen selbst zu Wort kommen darf. Auch wenn ich ihm keinerlei Sympathiepunkte zuschreiben möchte und ich seine Ideen und Vorstellungen nur Abscheu entgegen bringen kann (was ja auch gewollt ist), kann ich nicht leugnen, dass ich seine Wortwahl und sein Temperament erfrischend und amüsant fand.

Das mag jetzt nach vielen Kritikpunkten klingen, doch am Ende muss gesagt werden, dass es sich hier um einen Fitzek-Thriller handelt. Und da gehört Verwirrung und Rätseln und der „Was zur Hölle?“ Ausruf einfach dazu. Er schafft es dennoch immer wieder mich die Nächte durchlesen zu lassen und mich zum Nachdenken zu bringen. Er erschafft keine Charaktere, sondern Persönlichkeiten, haucht ihnen Leben ein und lässt sie alle authentisch und menschlich handeln.

 

Fazit

 

„Noah“ ist ein packender Fitzek-Thriller der nach einigen Startschwierigkeiten den Leser packt und nicht mehr loslässt, bis die letzte Seite gelesen ist. Trotz einer Überzahl von Entwicklungen und Informationen, schafft der Autor es am Ende alles in eine Richtung zu lenken und die Geschichte, die manchmal ausschweifend, manchmal zu rasant, erzählt wird zu einem Ende zu bringen das zufriedenstellt. „Noah“ war nicht mein erster Fitzek-Thriller und wird auch garantiert nicht mein letzter Fitzek-Thriller bleiben.

 

4/5 Sternen

 

 

 

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