Freitag, 1. Januar 2016

| Rezension | Das Mädchen aus der 1. Reihe


Fakten



Originaltitel: -
Originalsprache: Deutsch
Autor: Jana Crämer
Buchreihe: zweiter Teil angekündigt
Seitenanzahl: 311 Seiten
 
 
  
Cover    
 

Inhalt


In Leas Augen ist ihr Körper eine einzige Problemzone. Nur wenn sie mit ihrer besten Freundin Jule auf den Konzerten ihrer Lieblingsband in der 1. Reihe steht, kann sie ihre Sorgen für einen Abend vergessen und das Leben unbeschwert genießen. Jule ist das komplette Gegenteil von ihr: selbstbewusst, beliebt und schlank. Umso verblüffter stellt Lea fest, dass sich Ben, der attraktive Sänger der Band, ausgerechnet für die interessiert. Es entwickelt sich eine Beziehung, die beide dazu bringt, ihre Masken fallen zu lassen. Und Lea erfährt, dass auch in Bens Leben nicht diese Leichtigkeit hat, wie es auf der Bühne scheint


Meine Meinung


Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich von „Das Mädchen aus der 1. Reihe“ erwartet habe. Jedoch wurde ich positiv überrascht. Vergleichsweise habe ich für diese Geschichte sehr lange gebraucht, weil ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ein Buch richtig genossen habe, aufgrund der Thematik und des Schreibstils. Jana Crämer hat einen wundervollen Schreibstil. Sie kann verschiedene Stimmungen und Energien wunderbar einfangen und wiedergeben.

Mit Lea hat die Autorin eine kluge, verletzliche und zugleich wahnsinnig starke Protagonistin erschaffen, die es schafft, dem Leser innerhalb weniger Seiten ans Herz zu wachsen und man wünscht ihr einfach, dass sie es schafft ihre Baustellen erfolgreich zu beseitigen. Bei jedem neuen Plan, jeder neuen Idee, die Lea sich in ihrem Kopf zusammenbastelt, fiebert man mit und hofft dass sie es endlich schafft aus dem alten Muster auszubrechen.

Das Buch konzentriert sich nicht so sehr auf die Musik, wie ich anfangs gedacht hätte. Sicher, Konzertbesuche sind bei Lea und ihrer besten Freundin Jule an der Tagesordnung. Sie fahren fast jedes Wochenende zu den Konzerten ihrer Lieblingsband und stehen immer in der ersten Reihe, lassen sich von der Musik und der Energie mitreißen. Doch, viel mehr geht es um Lea als Person, wie sie endlich versucht ihre Essstörung zu bekämpfen, und immer wieder kleine Fortschritte macht, doch auch immer wieder Rückschläge einstecken muss.

Jana Crämer hat diesen Balanceakt wunderbar dargestellt, die Verzweiflung der Protagonistin, wenn ein erneuter Rückschlag sie in die Knie zwingt, geht unter die Haut. Neben ihren eigenen Problemen versucht Lea sich damit abzufinden, dass ihr Vater Alkoholiker ist. Er wird zum Antagonisten in ihren Gedanken und irgendwie ist es traurig diese Entwicklung mitzuverfolgen, wie ihr Vater vom Kindheitsheld zum Antagonisten absteigt, auch wenn das nur in ihren Gedanken stattfindet. Es wurde auf verschiedenen Ebenen gezeigt wie der Alkohol ganze Menschenleben zerstören kann und denen, deren Leben nicht komplett zerstört wurden, immer wie ein Schatten folgt und sie heimsucht.

Des Weiteren wurde in diesem Roman wunderbar die Energie eines Konzertes eingefangen, die Liebe zur Musik und alles was dazugehört. Die Stimmung, wenn man seinen Lieblingssong lautstark mit hundert anderen brüllt, die Ausgelassenheit des Tanzens, was diese Glücksgefühle mit den Gedanken anstellen können und die Verbundenheit die man spürt.

Ein weiterer Punkt der mich wirklich positiv überrascht hat war die (nicht vorhandene) Liebesgeschichte. Ben wirkt arrogant und selbstgefällig, hat jedoch trotzdem etwas Sympathisches an sich. Die Art und Weise wie er mit Lea umgeht, mit ihr flirtet und sie langsam einen immer wichtigeren Platz in seinem Leben einnimmt ist einfach nur zuckersüß und irgendwann habe ich mir wirklich gewünscht, dass die Beiden zusammenkommen, obwohl ich eigentlich jemand bin, der ausgearbeitete Freundschaften einer Romanze bevorzugt. Die Autorin hat auch einen oder zwei Punkte in Bens Lebenslauf eingefügt, die für Überraschung sorgen und seine Persönlichkeit noch um einige Grauschattierungen erweitert.

Neben dieser Beziehung steht eindeutig die Beziehung der Protagonistin und ihrer besten Freundin im Mittelpunkt. Die Charaktere harmonieren perfekt miteinander, ergänzen sich und gleichen sich aus. Ich habe selten von einer so greifbaren und realistischen Freundschaft gelesen, in der beide Parteien gleichauf sind und sich mit Respekt auf Augenhöhe begegnen.

Fazit


„Das Mädchen aus der 1. Reihe“ hätte wunderbar als Einzelband funktioniert, beschäftigt sich mit Essstörungen, Freundschaft und Musik. Ein wunderbares Buch, welches perfekt harmonierende Charaktere zu bieten hat und einem Schreibstil, der unter die Haut geht.

Das wunderbare Titellied des Buches könnt ihr euch hier anhören. 



4,5/5 Sternen

 

 



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