Freitag, 18. Dezember 2015

| Rant | Valentine Vendetta: Triff mich um Mitternacht


  

Fakten



Originaltitel: Vendetta
Originalsprache: Englisch 
Autor: Catherine Doyle
Buchreihe: Inferno (erscheint 2016)
3. Teil (erscheint 2017)
Seitenanzahl: 411 Seiten
 
deutsches Cover
englisches Cover

 

Achtung! Achtung! Enorme Spoiler und keine Rücksicht! Achtung!

 

Inhalt


Die 16-jährige Sophie lebt mit ihrer Mutter in Chicago. Als der attraktive Nic mit seiner Familie in die Nachbarschaft zieht, fühlen sich beide sofort unwiderstehlich voneinander angezogen. Doch dann erfährt Sophie, dass ihr Vater, der im Gefängnis sitzt, ausgerechnet Nics Vater getötet hat. Und dass Nics Familie, die zu einem gefährlichen Zweig der sizilianischen Mafia gehört, Rache an ihrer Familie üben will. Nic will Sophie schützen, doch dabei verstrickt er sich selbst immer mehr in den Fängen seiner machthungrigen Familie. Kann ihre Liebe gegen alle Widerstände bestehen?


Meine Meinung


Wo soll ich anfangen? Es war ja wohl von vornherein klar, dass eine Mischung aus Contemporary und Mafia nicht wirklich hinhaut. Schon gar nicht, wenn die Protagonistin eine so strunzendämliche und langweilige Person wie Sophie ist. Denn, wenn sie eines ist dann nichtssagend. Und das sieht sie durchaus auch selbst ein. Sie verbringt praktisch die ersten zwei oder drei Kapitel damit darüber zu jammern wie schrecklich es ist sich den Sommer über zu langweilen. Und dass sie im Diner ihres Vaters arbeitet, der im Übrigen im Knast sitzt. Warum? Daraus wird ein riesen Geheimnis gemacht, fällt aber selbst dem 10- jährigem Leser nach mehreren Schlägen auf den Kopf fast sofort auf.

Sophie hat durch die Inhaftierung alle ihre Freunde verloren, bis auf ihre beste Freundin Millie. Die im Übrigen für die Gesamtstoryline absolut nutzlos ist und es eigentlich nur schafft ihre beste Freundin indirekt und unbewusst kopfüber in die dampfende Scheiße zu schubsen. Eine grandiose Leistung also! Dass dieses Dreamteam auch überhaupt keine Chemie als Freunde vorzuweisen hat ist nur ein weiterer Minuspunkt. Die Gespräche der Beiden wirken unglaublich verkrampft.


Die komplette Geschichte beginnt übrigens damit dass Sophie ein Honigglas findet, vier Seiten darüber sinniert, woher es kommt und warum es da steht. Ja, es hat eine Bedeutung. Ja, die wird noch geklärt. Aber im ersten Moment denkt man nur: Du stehst in 'nem scheiß Laden wo es Essen gibt, da ist es durchaus möglich das ein Honigglas rumsteht.

Danach geht Sophie nach Hause, jammert noch eine Runde über den verlorenen Wohlstand der Familie und läuft schließlich an einem alten Haus vorbei, das seit Jahren freisteht. Das ist alles worum sie sich Sorgen macht. Sie verschwendet nicht einen richtigen, tiefgründigen Gedanken an Papi der im Knast vermodert, nein, nein, viel wichtiger ist es dass Mami nicht genug Kohle hat um mir weiter mein goldenes Klopapier zu kaufen. Ernsthaft, dieser Anfang hat mich wahnsinnig aggressiv gemacht.

Sie läuft also an diesem alten Haus vorbei. Dieses Haus hat auch eine Geschichte, aber an die kann ich mich nicht erinnern. War anscheinend nicht so spannend. Jedenfalls, bemerkt Prinzipessa dass das Haus nicht mehr leersteht. Oh mein Gott! Das kann ja wohl nicht wahr sein, dass hier Menschen eingezogen sind! Also gehen wir mal eine Runde stalken. Prinzipessa sieht in einem Fenster eine Gestalt, ist davon so verunsichert und verängstigt dass sie sich umdreht und wegrennen will. Ist ja auch voll ungewöhnlich, dass Menschen bei sich zu Hause am Fenster stehen. Soll ich mich jetzt auch immer hinter die Balkonbrüstung bücken, damit mich keiner sieht wenn ich was für die Lunge tue oder wie? So ein Blödsinn!


Prinzipessa rennt also weg als hätte sie Hummeln im Arsch. Sie knallt gegen einen Kerl, der will sie festhalten und sie rennt weiter. Na ja, wenigstens hat das Mädel sowas wie einen Fluchtinstinkt. Ein Anfang!


Sie rennt also in einem Affenzahn nach Hause und dann wacht sie am nächsten Morgen auf und findet Mama Prinzipessa mit der Klatschtante des Kuhkaffs beim Kaffeeklatsch. Die erzählt ihr auch gleich, dass das ganz ganz böse Leute sind, die da in das Haus eingezogen sind und sie soll sich unbedingt von denen fernhalten.


Zwei der strammen Burschen die in das Gruselhaus gezogen sind, kommen auch am Tag danach in das Diner in dem Prinzipessa mit ihrer besten Freundin Millie arbeitet. Einer von beiden ist natürlich Adonis höchstpersönlich, italienischer Abstammung und zum Anbeißen sexy. Begleitet wird Romeo 2.0 von seinem Bruder, der auch voll heiß ist und einen Crashkurs in Sachen Höflichkeit belegen sollte. Nic und Luca heißen die sexy Brüder und vor allem Nic lässt sofort ihr Höschen feucht werden. Kurz danach stellt er auch gleich klar, dass er ihr neulich Nacht nur aufhelfen wollte, nachdem sie so elegant den Asphalt geküsst hatte, als sie mit Vollkaracho Pogo mit der Luft spielte.


Ich glaube, dann kam schon dieses dämliche Basketballspiel. Die Überschriften der Kapitel sind übrigens auch überhaupt nicht simpel oder so. Da steht dann echt „das Basketballspiel“ oder „das Honigglas“. Das nur mal am Rande. Die Kinder in diesem Kuhkaff haben im Sommer nichts zu tun, deswegen organisieren die aus Langeweile dieses Basketballturnier, was eher eine Pflichtveranstaltung ist. Jedenfalls tauchen Nic und Luca auf, begleitet von zwei anderen Kerlen. Einer von ihnen ist der dritte sexy Bruder Dom und der andere ist der lispelnde Bruder Gino. Also haben wir schon vier Brüder, drei davon sexy und unwiderstehlich und einer ist der lispelnde Dorftrottel mit dem IQ von 'nem Knäckebrot. Ist das dass Stiefkind oder wieso wurde der bei der Genlotterie so gnadenlos abgezockt?


Prinzipessa spielt in einem Team mit Millie, deren Bruder und zwei Kumpels von dem. Ihr Team gewinnt, steht im Finale mit den Brüdern und nach einer unnötig langgezogenen Szene gewinnen die neuen Bewohner des Kuhkaffs das Turnier. Kurz darauf unterhält Prinzipessa sich mit ihrem Romeo 2.0 und der bemerkt dass Alex, der Bruder von Millie, und Dom sich prügeln. Nic geht sofort dazwischen und Prinzipessa bekommt mit dass Nic ein Messer zieht, während er Alex verprügelt. Irgendeiner von den anderen Brüdern geht dazwischen. Und was macht man, wenn man sieht das bei einer Schlägerei ein Messer gezogen wurde? Nein, man ruft nicht die Polizei und macht 'nen riesen Bogen um diesen Psychopathen. Man steckt nach Auflösung der Szene, dass am Boden liegende Messer ein. Weil, hey, er hat bestimmt 'ne gute Erklärung!


Einen oder zwei Tage später hat Prinzipessa ihre Schlüssel auf Arbeit vergessen und wer ist da als sie zurückgeht? Genau, Nic! Sie findet es überhaupt nicht bedenklich dass ein Typ, der einen Tag vorher noch jemanden mit 'nem Messer abstechen wollte, nachts und im strömenden Regen vor einem geschlossenem Diner steht. Da macht es nicht klick im Kopf, gepaart mit den Warnungen die sie bekommen hat. Nein, sie redet mit ihm. Und lässt auch noch zu dass er ins Diner einbricht, damit sie ihre Schlüssel holen kann. Auch das findet sie überhaupt nicht bedenklich, dass der junge Herr Schlösser innerhalb von einer Minute knacken kann. Seine Erklärung? Er hat ja vier Brüder. Aha. Ich hab 'ne Schwester, kann aber trotzdem keine Schlösser knacken. Was ist das für 'ne Logik? Achja und am Ende der Unterhaltung gibt sie Nic auch noch sein Messer wieder, weil er beteuert, er hätte es niemals eingesetzt. Und es sei ein Geschenk seines Onkels, was in deren Familie wohl normal ist. Dass jeder zu irgendeinem Geburtstag ein Messer geschenkt bekommt. Jetzt sollte es aber langsam mal in der Birne rattern und dann sollte man sich ganz schnell von dem Typen fernhalten.


Aber nein, denn im nächsten Kapitel geht sie auch noch zu unserem Gangster-Romeo nach Hause. Als sie, streng genommen Hausfriedensbruch begeht, trifft sie auf den fünften Bruder im Bunde. Valentino, der Lucas Zwillingsbruder ist und im Rollstuhl am Tisch sitzt und zeichnet. Die Beiden haben ein Gespräch über die Masken, die die Menschen tragen und wie die Oberfläche niemals das zeigt was tatsächlich im Inneren brodelt. Und spätestens hier hatte ich den kompletten Verlauf der weiteren Geschichte schon erraten. Das Gespräch an sich hat mir eigentlich gefallen. Also, den Part den Valentino darin hatte. Denn Prinzipessa gibt ihm keine richtigen Antworten. Sie flüstert und haucht nur Wortgruppen.


Dann kommt Felice der Onkel der ganzen Sippschaft dazu, führt sich auf wie der Psychopath schlechthin und es rattert immer noch nicht in der Birne bei der Alten. Sie verlässt danach das Haus und trifft dann auf Nic. Sie fragt ihn was er so beruflich macht. Wenigstens eine Frage die sie ihm mal stellt. Er umschifft das ganze Thema relativ vage und die Beiden knutschen rum, Luca kommt im Auto angebrettert, sagt Nic wie seine Herzensdame mit Nachnamen heißt und dann fahren die Beiden weg und lassen unsere liebe Protagonistin dumm stehen. Sind das nicht eigentlich genug Anzeichen? Oder wieso lässt sich bitte jemand so scheiße behandeln und ignoriert all die Dinge, die anderen sofort ins Auge springen? Wenn ich 'nen Kerl kennenlerne mit der Neigung bei Prügeleien Messer zu ziehen, die auch noch 'ne Familientradition sind und hochaggressiven Brüdern, einem durchgeknallten Onkel und mich nach dem ersten Kuss eiskalt stehen lässt. Was mache ich? Genau. Ich bin neugierig, dass kann ich verstehen. Aber vor allem will ich mit diesem Pack nichts zu tun haben. Es sei denn, du stehst auf Adrenalin und Gefahr, was aber ganz klar gegen Prinzipessas Charakterisierung gehen würde.


Ein paar Tage später hat Prinzipessa Geburtstag, sie ist auf einer Party bei Millie, ist so dumm und nimmt ein Getränk von einem Fremden an ohne zu sehen wie er was in den Becher kippt, ist völlig weggetreten, wird von einem Verehrer nach Hause gebracht, der auf offener Straße versucht ihr an die Wäsche zu gehen. Wieso sind diese dämlichen Weiber in diesen Jugendbüchern eigentlich immer so weltfremd? Auch wenn ich kein Partygänger bin, weiß ich doch wohl, dass ich mir nicht von Hinz und Kunz den Alkohol andrehen lasse. Leute, macht sowas nicht! Zusehen wie die Flasche aufgemacht wird, immer Daumen rauf wenn man nicht trinkt und überall mit hinnehmen. So schwer ist das nicht!


Jedenfalls, wird der Creep beim Fummeln gestört, denn eine „vage bekannte Stimme“ geht dazwischen, prügelt die Scheiße aus dem Typen raus und bringt Prinzipessa ins Krankenhaus. Dort wacht sie dann im nächsten Kapitel auf, Mutti und Millie sind auch schon da und machen sich große Sorgen. Prinzipessa will rausfinden was passiert ist und geht einige Tage später zum Geisterhaus um mit Nic zu reden, da sie annahm dass er ihr strahlender Ritter war. War er aber nicht. Das war Luca, der unhöfliche. Ehrlich, in Sachen Charakterzügen hat die Autorin sich so dermaßen widersprochen, dass man gar nicht weiß, wie die Charaktere nun wirklich sind. Das hat aber in diesem Ausmaß nichts mit Komplexität zu tun, sondern wirkt einfach so als hätte sie eine Pause von zehn Jahren beim Schreiben eingelegt.


Prinzipessa wird also von allen gewarnt, sie besucht ihren Vater im Knast (ach ja, den gab es ja auch noch) und findet heraus, dass ihr Vater den Vater der Brüder umgebracht hat. Allerdings, im Dunkeln und in Angst, da alles wirkte, als würde er überfallen werden. Darüber lässt sich streiten. Ich glaube es nicht. Nach einem seitenlangen Monolog erfährt man dann, dass was der Leser schon lange wusste. Romeo 2.0 und sein Anhang kommen aus einer Mafiafamilie. Die Falcones. Der Name stinkt schon nach Mafia.


Sie sind jedoch eine besondere Mafia. Sie beschützen und sorgen für Ordnung in der Unterwelt. Also sie bringen den ekelhaftesten, nervigsten, grausamsten Abschaum des Abschaumes um. Jawohl! Da liegt die Zukunft! Prinzipessa hat also dieses Gespräch mit Nic, als er ihr alles erzählt und man merkt einfach, was er für verkorkste Ansichten hat, dass er es überhaupt nicht komisch findet Menschen zu töten und keinerlei Reue empfindet und schon fast stolz von einer nahezu militärischen Kindheit berichtet. Und was macht sie? Nein, sie rennt nicht laut kreischend weg. Sie knutscht und fummelt 'ne Runde mit dem fucking Mörder der da vor ihr sitzt. Der Menschen eiskalt umgebracht hat. Es mag ja sein, dass das Buch sich im Grundsatz mit der unterschiedlichen Moral verschiedenster Standpunkte beschäftigt. Aber dann soll man dieses Thema doch auch bitte vertiefen und nicht alles mit einem Schulterzucken abtun, weil die Protagonistin auf einmal ein feuchtes Höschen bekommt.


Auf einem Sommerfest sieht sie wie Nic und sein Bruder Luca den Typen, der Prinzipessa in der einen Nacht bedrängt hat, windelweich prügeln und Nic ihm 'ne fucking Knarre ins Maul stopft. So löst man also als 17- jähriger seine Probleme.


Nach viel unnötigem Blödsinn wird Prinzipessa erklärt, dass es eine gewisse Blutschuld gibt. Denn wie geht man mit einem Todesfall um? Jawohl, man tötet einfach noch jemanden. Ist doch voll normal. Obwohl ich diesen Punkt ja noch nachvollziehen kann beziehungsweise in Mafiakreisen durchaus Sinn ergibt. Aber dass Catherine Doyle sich dann noch den mit Drogen dealenden Onkel aus dem Arsch gezogen hat, und ihn von Anfang an so rar in die Story integriert hat, dass das nur an den Haaren herbeigezogen wirken kann, da war meine Geduld dann echt am Ende.


Und weil man an Onkel Jackie nicht ran kommt, verschleppt man Prinzipessa. Sie sitzt also gefesselt an einem Stuhl als der Boss der Falcone Familie in den Raum kommt. Und es ist niemand anderer als Krüppelbruder Valentino. Weil das dann auch voll Sinn macht, was er für Scheiße von sich gibt. Dass er nur das Beste für die Menschheit will und was nicht alles für Blödsinn. Also, ich habe noch nie soviel Antipathie oder Unverständnis für einen Antagonisten gehabt. Normalerweise, kann man den Bösen ja immer ein klein bisschen verstehen oder gewisse Ansätze irgendwo nachvollziehen. Aber hier? Nö. Die sind so, weil wegen ist so.


Dann kommt irgendein Typ, prügelt die Scheiße aus Prinzipessa raus, lässt sich von ihr überwältigen, dann kommt Luca und bringt sie da weg, lässt sie auch noch laufen. Obwohl er sie in den vorherigen 350 Seiten ums Verrecken nicht ausstehen konnte. Sie ist allerdings nicht so intelligent und fährt, wie ihr geraten wurde, nach Hause und verlässt die Stadt. Nein, sie fährt zu der Lagerhalle, wo sie als Köder hingebracht werden sollte.


Dort ist fast die gesamte kranke Falcone Familie versammelt. Prinzipessas Mutter kommt rein, weil sie den Lockvogel spielen soll. Dann wird geballert und geflucht und Prinzipessa hat überhaupt keine Probleme damit, sich mit diversen Knochenbrüchen durch 'ne Lagerhalle zu schleppen und wird von niemandem gesehen und kriegt auch keine einzige Kugel ab. Jedenfalls, wird Luca aber angeschossen. Sie will ihm helfen, dann kommt doch noch Onkel Jackie, will „es beenden“, dann kommt Nic, schießt Onkel Jackie wie ein scheiß Ninja aus fünfzig Meter Entfernung perfekt die Knarre aus der Hand und alle fahren ins Krankenhaus. Sophie geht es gut, Luca hat auch überlebt, Onkel Jackie ist verschwunden. Und es bahnt sich für den zweiten Teil ein Liebesdreieck zwischen Prinzipessa, Romeo 2.0 und Küchensieb an. Jawolla! Aber ohne mich!


Fazit


„Valentine Vendetta: Triff mich um Mitternacht“ funktioniert überhaupt nicht als Geschichte. Einzig und allein dem Schreibstil der Autorin ist der Stern zu verdanken. Das Buch ergibt von vorne bis hinten wenig bis gar keinen Sinn, ist stellenweise wirklich absurd und an den Haaren herbei gezogen. Das alles gepaart mit einer unsympatischen und naiven und dummen Protagonistin und einer Liebesgeschichte, die keine ist, aber als eine verkauft wird, sorgt für einen Wutanfall nach dem Anderen.



1/5 Sternen







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